Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 25. Juli 1939

Brühl, den 25.7.39.

Mein lieber Gustav.

Hoffentlich bist du Sonntag gut in Much angekommen.

Wie ist es mit deinen Magenschmerzen? hast du sie noch immer oder bist du wieder gesund? Schreibe mal, auch wenn du das Paket bekommen hast. Habe dir nur ein paar Strümpfe beigelegt die andern schicke ich dir nächste Woche oder du nimmst sie Sonntag mit, habe sie noch nicht fertig gestopft, ich möchte auch gerne daß das Paket heute noch weggeht, wie versprochen. Heute morgen war ich mit zur Beerdigung von Tante Dorst, bei der Gelegenheit traf ich Oma, die sagte mir dann daß dicke Oma heute den Fuß bezw. das Bein abgenommen bekommt. Ist das nicht furchtbar, werde nachher einmal hingehen und mich erkundigen wie es gegangen hat, hoffentlich übersteht sie es noch. Der Brief an Herrn V. geht jetzt mit ab als Einschreibebrief. Ich habe ihnen sehr deutlich geschrieben. Hatte erst etwas aufgesetzt und Frau Welter u. Frau Adachkierez vorgelesen, sie fanden es sehr gut so, und da habe ich es dann auch so geschrieben. Du kannst es Sonntag wenn du kommst einmal lesen. Solltest du auf meinen Brief hin noch etwas hören so reagiere nicht darauf denn ich habe geschrieben, mein Sohn wollte von ihrer Tochter nichts mehr hören u. sehen. Ich glaube es ist doch besser ich lege eine Abschrift bei damit du im Bilde bist, denn es ist noch Zeit es sind erst 4 Uhr. Anbei Abschrift. Sonst ist noch alles beim alten, nur habe ich mich etwas erkältet und den Husten, wird schon wieder vorüber gehen. Hoffentlich kannst du Sonntag kommen

sonst bleibt es wie verabredet ich schreibe nächste Woche den Brief. Schreibe mir aber bitte bis Freitag, Samstag Bescheid ob du kommst. Ich will nun schließen, denn Vater bekommt auch noch einen Brief. Also hoffentlich auf Wiedersehn am Sonntag grüßt u. küsst dich herzl. deine Mutter.

Lieber Gustav.

Morgen bekomme ich Ferien und mit denen das Zeugnis. Traurig genug. Im Augenblick ist man das Schwimmbad am reinigen. Großer Mist. Im übrigen geht es mir so „la-la“. Paul habe ich bisher 130 Grüße bestellt. Folge: Er ist dem Wahnsinn nahe. Bis am Sonntag.
Günther

Anbei 50 Pf. für Teilchen nicht für Cigaretten.

Sehr geehrter Herr u. Frau V.!

Bei seinem Urlaub am Sonntag erzählte mir mein Sohn daß er wieder Post von ihrer Tochter erhalten hätte, obschon ihre Tochter keine genaue Adresse wusste, und bei ihrem Besuch in Brühl nur den Namen Overath erfahren hatte. Da mein Sohn nun in Zukunft nicht mehr mit Briefen und Karten von ihrer Tochter belästigt werden möchte so hat er mich gebeten, die Sache mit Ihnen zu regeln, da ich das ja auch für einen 17 jährigen Jungen ganz in der Ordnung finde. Anbei sende ich Ihnen die Briefe und Karten ihrer Tochter an meinen Sohn zurück, mit der Bitte, sie einmal durchzulesen, da wir die Briefe für ein 15 jähriges Mädchen an einen 17 jährigen Jungen unpassend finden. Ich bitte Sie also auf ihre Tochter einzuwirken

daß sie in Zukunft meinen Sohn weder mit Briefen noch Karten belästigt, ebenfalls nicht mehr mit Einladung oder einem Besuch. Mein Sohn wünscht in Zukunft nichts mehr von ihrer Tochter zu hören und zu sehen, und ich glaube daß Sie nach Durchsicht der Post ihrer Tochter volles Verständnis dafür haben
Heil Hitler!
T. R.

Ich glaube du weißt jetzt wie du dich evtl. zu verhalten hast.