Günther Roos an Vater Toni, 20. Mai 1944

Celle, den 20.5.44

Lieber Vater!

Lieber Gott, endlich komme ich wieder einmal dazu Dir zu schreiben. Eine wahrhaft tolle Woche liegt hinter mir. Man hat versucht uns alte Krieger weich zu machen. Dazu kam noch sehr viel Pech. Am Mittwoch fing es an. Um 2 Uhr war Wecken und eine Stunde später Abfahrt zum Scharfschiessen nach Bergen. Nachmittags um 4 Uhr waren wir fertig und warteten nun auf den Bus der uns nach Hause bringen sollte. Endlich am 3 Uhr kam er an. Um die ganze Inspektion gleichseitig wegzubringen hatte er noch einen Anhänger angehängt. Ich sass auch in diesem Vehikel. Nun wollte der Fahrer auch gerne Feierabend haben und drückte entsprechen auf die Tube. Damit war der Anhänger natürlich nicht einverstanden und machte sich schon nach kurzer Zeit selbstständig .Eine herrlich blühende Kastanie setzte seinem Lauf ein jähes Ende und der Anhänger war mal einer. Krach, Bruch, viel Staub und ich sass wie Heinerich der Vogler auf der Strasse. Das tollste war, dass ich noch nicht einmal Seit dazu hatte die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Sie sowohl wie ich überstanden diese Extratour tadellos wie überhaupt ausser zwei Leichtverletzten nicht passierte. Das Traurige war nur dass wir so erst um drei Uhr Nachts wieder in der Kaserne eintrafen. Du siehst man braucht noch nicht einmal in Russland zu sein um eine ruhmvolle Art zu sterben. Letzte Nacht hatten wir eine Uebung und so kam ich auch diese Nacht nicht zum Schlafen. So freue ich mich schon riesig auf das Bett. Sonst im Westen nichts Neues. Im übrigen bin ich an meinem Geburtstag in Celle .Das Paket also nach hier schicken- Wie mir Mutter heute schrieb sind auch die Radierungen von Rembrandt angekommen. Das angekündigte Päckchen mit deutschen Zigaretten ist noch nicht eingetroffen und erwarte es noch. Alles Gute und

Heil und Sieg!
Günther