Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 7. Juli 1942

Russland, am 7.7.1942

Liebe Mutter!

Noch immer geht es mir ganz gut. Ich bin bei der Kompanie und schiebe eine einigermaßen ruhige Kugel. Nachts wache ich am Apparat und tagsüber penne ich. Solange ich keine Störung im Netz habe, habe ich faktisch nichts zu tun und kann mich einmal wieder erholen.

Nun zum Thema! Und zwar Ermäßigungen der Studienkosten. Ich habe das betreffende Verordnungsblatt gelesen und zwar stand darin, dass Studenten mit 2 Jahren Dienstzeit, davon ½ Jahr im Kriege haben eine Ermäßigung der Gesamtgebühren von 25 % und eine Beihilfe zu den Unterhaltskosten von 25 Rm pro Monat. Bei 2 ½, davon 1 Jahr im Krieg, 50 % und 50 Rm, bei 3 Jahren, davon 1 ½ im Krieg, 75 % und

75 Rm, bei 3 ½ Jahren Dienstzeit, davon 2 im Kriege fallen sämtliche Gebühren flach und man erhält pro Monat 100 Rm. Das gleich Verhältnis der Gebührenermäßigung trifft auch auf die Zahlungen bei Prüfungen zu. Bei Prüfungen können außerdem weitgehende Erleichterungen formeller und materieller Art gewährt werden!

Das ist eine ganz angenehme Sache und ich hoffe, sie noch richtig geniessen zu können. Vielleicht gelingt es in diesem Herbst einmal für das Wintersemester frei zu kommen. Vielleicht -!

Vater habe ich auch gerade wieder einen langen Brief geschrieben. Ein Luftpostbrief von ihm liegt beim Btl. Morgen bekomme ich ihn aber erst.

Mit den Läusen geht es jetzt. Es ist Sommer und wir sind wieder sauberer geworden. Unsere Wäsche wird im Trossdorf

gewaschen und so können wir wöchentlich wechseln. Da wir nun leider wieder in Sumpfgegenden liegen, werden wir nun von anderen Viechern in gemeinster Weise belästigt. Mücken. Mücken!! Noch doller als im Vorjahr. Dagegen schützen die Mückennetze kaum und einreiben mit Antimükerol ist auch zwecklos. Die Mückenplage ist wieder Veranlassung für Impfungen, und zwar gegen Ruhr diesmal. Dreimal wieder gleich und zwar ist das die übelste Impfung, die ich bisher mitgemacht habe und man hat mir schon eine ganze Portion verschiedenster Gifte eingespritzt. Jeden Abend bekommen wir außerdem eine Pille gegen Maleria zu schlucken, auch ein ganz widerliches Zeug.

Gestern gab es wieder Marketenderwaren. Damit du ein-

mal siehst, was ich so gekauft habe lege ich meine Rechnung bei.

Ich habe heute die beiden letzten Luftfeldpostmarken des Juni bekommen. Die kriegt Vater. Du erhälst wieder die von Juli, die auch in den nächsten Tagen fällig sind.

Dann noch eine Bitte: Schick’ mir bitte laufend, so alle Monate, immer mal einen Skizzenblock und Bleistift. Sonst habe ich keine Wünsche, das soll aber nicht heißen, dass ich wunschlos glücklich bin. Das bin ich dann, wenn wir alle wieder zu Hause am Tisch sitzen und froh sind, dass der Krieg endlich hinter uns liegt!!

Nun will ich für heute einmal wieder Schluss machen! Ich wünsche Dir alles Gute und sende Dir die herzlichsten
Grüße!!
Heil und Sieg!
Gustav.