Günther Roos an Mutter Elisabeth, 17. Januar 1945

O.U., 17.I.45

Liebe Mutter!

In einer Stunde fährt ein Mann meiner Batterie auf Dienstreise nach Soest. Das ist natürlich eine gute Gelegenheit, um Post mitzugeben. Hoffentlich erreicht er Dich so schnell. Ich glaube nämlich, daß es sonst mit der Post ziemlich bescheiden aussieht. In der ganzen Zeit, die wir vom Niederrhein weg sind, haben wir noch nichts erhalten, weder Briefe noch Weihnachtspäckchen. So langsam hat man sich damit abgefunden. Hauptsache, ihr zu Hause bekommt Nachricht,

damit Ihr Euch nicht unnötig Sorgen macht. Denn Sorgen sind wirklich unnötig. Wenn Du wüßtest, wie wir hier leben, Du würdest Dich über jeden Augenblick, an dem Du „gedacht“ hast, ärgern.

Nach wie vor liegen wir in Preischeid bei Dasburg an der luxemburgischen Grenze. Seit dem 16.12., wo wir im Einsatz waren, um den Durchbruch zu erzwingen, warten wir hier auf weitere Befehle. Beim Durchbruch hatte ich das Glück, als V:B: zur Infanterie abgestellt zu werden und konnte so alles aus nächster Nähe miter-

leben. Schrieb ja schon ausführlich hierüber. Am 17. bekam ich dann einen verpaßt und kehrte zur Einheit zurück. Die Wunde in der rechten Hüfte schließt sich jetzt endlich. Hatte Schwein gehabt. Dann lagen wir in Ruhe. Bis zum heutigen Tag. Zwischendurch war ich nur noch einmal mit einem Sonderauftrag vier Tage vorn vor Bastogne.

Unser Leben besteht hier aus Schlafen, Lesen, etwas Dienst, aus Jagd und der Verspeisung der Beute. Gestern haben wir einen herrlichen Hasen gespickt und verdrückt. Prächtig. Heute ist

ein Reh an der Reihe. Zusammen also ein besserer Kuraufenthalt. Das einzig unangenehme ist nur die Saukälte. Hoch Schnee und Frost. Wenn man aber eine Bude mit einem guten Ofen hat, ist das auch nicht schlimm. Beunruhigungen also unnötig.

Bestelle auch viele Grüße an Oma. Ein Geburtstagsgruß an Tante Uta ist unterwegs. Den Brief für Tante Lina habe ich in Ulmen aufgegeben. Auch an sie und Onkel Jupp viele Grüße.

Alles Gute und viele Grüße und

Heil Hitler!
Günther