Gustav Roos an Vater Toni, 19. April 1940

Hannover, den 19. April 1940

Lieber Vater!

Du wirst Dich wahrscheinlich ärgern, das ich Dir noch nicht geschrieben habe. Mir ist aber wieder was Blödes passiert. Ich habe vergessen auf die Karte an Dich die Strasse zu setzen. Heute kam die Karte dann um. Ich lese sie bei, damit Du siehst, dass ich nicht kohle.

In Hannover gefällt es mir soweit ganz gut. Ich wohne mit Scheuble zusammen. Wir haben ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Die Zimmer sind ganz in Ordnung. Vor allem sauber.

Hier hast Du einen kleinen Plan, damit Du siehst, wie die Zimmer eingerichtet sind.

Die Wirtin ist schon ziemlich alt. Morgens und abends kocht sie uns Tee oder Milch. Für alles bezahlen wir pro mann 25,-. Das ist doch nicht zu teuer. Mittags esse ich 3 Tage wöchentlich im Abonnement bei der Pensionswirtin von Schommers für 90 Pf. Das Essen

ist ganz gut. Immer Suppe, Gemüse, Fleisch, Kartoffel und Nachtisch. Morgens sagt mir Schlommers was es mittags gibt und wenn ich es nicht gerne mag esse ich in der Stadtschenke Stammessen für 50 Pf. Abends essen wir dann wieder auf unserer Bude.

Auf der T.H. gefällt es mir auch ganz gut. 5 Std. Vorlesung habe ich bis jetzt gehabt. 1 Std. Kunstgeschichte. War wunderbar! 2 Std. Statik. War weniger schön, und 2 Std. Technisches Zeichnen. Hat mir auch gut gefallen. Der eigentliche Unterricht fängt erst Montag an. Bis dahin können wir noch faulenzen.

An Geld habe ich jetzt ausgegeben.

4 Tage Hotel 11,04
1 Monat Miete 25,00
10 Tage Essen 9,00

Lebensmittel

Brot
Wurst
u.s.w. 14,00

Sa 59,-.

[207,-
59,-
149]

Ich besitze noch an Geld 160,00 auf dem Postsparbuch und 5,- M. in der Tasche. Bis zum ersten darf ich dann noch 25,- ausgeben. Ich hoffe, dass ich damit auskommen werde. Eines vermisse ich hier furchtbar.

Nämlich Zigaretten. Unmöglich einmal hier sowas zu bekommen. Habt ihr in Trier noch welche? Wenn ja, dann versuch’ doch mal bitte für mich welche zu bekommen. Bei deinen Beziehungen!!

Also, schreib’ mir mal bitte wieder und sei nicht böse, dass Du nichts von mir gehört hast.

Die herzlichsten Grüsse

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