Günther Roos an Vater Toni, 28. Juli 1944

Celle, den 28.7.44

Lieber Vater!

Erhielt eben Deinen Brief mit den „Neuigkeiten“. Es war sehr interessant, da mittlerweile etwas von den Vorhersagen in Erfüllung gegangen ist. Grohé ist Chef der Zivilverwaltung geworden. Endlich hat er auch einen Posten im besetzten Gebiet erhalten. Wahrscheinlich war kein anderer mehr frei.

In der militärischen Lage wird sich ja bald manches ändern. Unsere scheinbaren Niederlagen im Osten (Fall von Lemberg, Brest, Dünaburg u.s.w.), in Italien oder das scheinbare Fehlen eines Erfolges in Frankreich regt mich nicht auf. Ich habe das Gefühl und auch zum Teil auch die Gewißheit, daß neue, ungeahnte Waffen die Lage von Grund auf ändern wird. Mein Vertrauen zum Führer war nie größer als im Augenblick.

Nun etwas anderes. Habe heute die Bezugsscheine erhalten. Mütze, Stiefel, Koppel werde ich mir morgen kaufen.

Habe noch Scheine für Wettermantel, Lederhandschuhe, Koffer und Stiefelhose. Glaube jedoch kaum, daß ich die Sachen hier erhalten kann. Nun habe ich eine Bitte: In Brüssel ist eine Kleiderkasse. Wenn Du nun dort einen Bekannten hast, der dort einmal vorübergehen und mir die Sachen kaufen kann, so wäre das Problem ja schon gelöst.

Hier habe ich dann 2 Jacken, eine lange Hose, 2 Stiefelhosen (mit der hellen) 2 Paar Reitstiefel, 1 Paar Straßenschuhe, 1 Dienstuniform. Es wird zwar einen Haufen Geld kosten, aber ich habe die Klamotten.

Wie steht es mit einem Säbel oder Wehrgehänge? Nun will ich aber schließen. Alles Gute und

Heil Hitler!
Günther

Anbei ein Brief, den ich falsch adressiert hatte.