Gustav Roos an Vater Toni, 31. Juli 1941

In Russland, am 31.7.1941

Lieber Vater!

Neue Nachricht von Dir habe ich ausser einem Brief von Dir nicht mehr bekommen. Du denkst wohl, wenn mein Herr Sohn mir nicht schreibt, weshalb soll ich meinem Herrn Sohn schreiben. Dazu muss ich Dir wieder sagen: Ich habe Dir regelmässig geschrieben, seit Kriegsbeginn an Deine Zakopaner Adresse und den letzten Brief an deine Feldpostnummer. Vom Kanal kamen vor einigen Tagen 3 Briefe, die ich Anfang Juni geschrieben hatte, zurück. Mir ist es unerklärlich, dass Du keine Post von mir bekommst. Hoffentlich klappt der Briefverkehr wieder, wo Du eine Feldpostnummer hast.

Wie vor 6 Tagen liege ich wieder vor meinem Gerät beim Gefechtsvorposten. Die Stelle und das Loch sind noch immer die gleichen. Der Russe liegt jenseits des Dnjepr genau so eingebuddelt, wie wir und nur die Spähtrupps haben ab und zu Feindberührung.

Das Leben hier im Walde habe ich Dir in meinem letzten Brief geschildert. So lange es schönes Wetter, wie zur Zeit, ist, kann man es gut aushalten. Alle 3 Tage werde ich für 3 Tage abgelöst und übernehme den Dienst auf dem Btl.-Gef.-stand. Das ist noch besser als hier. 2 km von hier entfernt liegt ein Dorf. Im Hause eines Kommissars hau- [?]

habe ich mit meinem Funktruppführer ein Zimmer für mich. Die Einrichtung besteht aus Tisch, 2 Stühlen, Schrank und Stroh in einer Ecke, wir fühlen uns im Paradies. Dann können wir uns hier waschen, im Wald ist das nicht möglich und noch ein Vorteil; während wir im Walde Tag und Nacht im Anzug und umgeschnallt rumlaufen, ist im Dorf die Badehose der Dienstanzug. Morgen sind meine 3 Waldtage wieder rum und dann geht’s, wenn nichts dazwischen kommt, zurück. Wie es hier weitergehen soll und was hier ist, bzw. entsteht, ist mir unklar.

Das Essen ist mal wieder tadellos. Auch die Portionen sind reichlicher. Nur eins, das Rauchen. Wir kommen nicht mehr an Zigaretten!! Du weisst wie es ist, wenn man nichts zu rauchen hat. Darum sieh’ einmal bitte zu, ob Du, falls es Dir nicht genauso wie mir geht, mal etwas schicken kannst. Mit Blättchen ist mir auch schon gedient, da ich noch etwas Tabak habe.

Am 2.8.1941

Heute kam Zigarettennachschub von zu Hause an für einige Zeit bin ich nun wieder versorgt. Ausserdem ist heute mein Namenstag. Bis jetzt habe ich noch nichts davon gemerkt. Heute morgen sind wir ein Stück vom Dnjepr wegmarschiert und 18.00 geht’s wieder weiter. Wohin? Das fragen wir uns auch. Es laufen

nämlich tolle Gerüchte um. Na, wieder mal abwarten.

Nun will ich wieder schliessen, denn ich möchte mich noch etwas flachlegen!

Schreib’ mir bitte bald wieder!

Alles Gute und herzliche Grüsse!

Heil und Sieg!
Gustav.

Am 3.8.41

Wir marschierten heute 4.00 endlich über den Dnjepr. Es werden jetzt noch einige harte Tage geben. Es soll wieder zum Angriff gehen. Aber auch das geht wieder vorbei!! Dann auf nach Moskau!

Nun Heil und Sieg!
Gustav.