Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 16. Oktober 1942

etwas Bonbon schicken kann, denn die habe ich hier in großer Menge, Günter habe ich auch 1 Pfd. geschickt, denn er lutscht ja gerne.

Nun eine Frage, hat der Hut dir gefallen, oder hast du ihn verkauft, wenn er Dir gefällt halte ihn für Dich.

Was gibt es sonst in Brühl Neues?

Habe nun schon seit 2 Wochen keine Post mehr von Dir erhalten. Was macht die Sache Rösch u. Genossen Grahn etc.

Hat keine Jungfrau in Brühl ein Kind bekommen?

Weiß der Teufel passiert denn in Brühl gar nichts mehr. Frag die Oma doch mal.

Von Peter Klug erhielt ich gestern eine Karte, Brief folgt wie er schrieb und Geld fehlte ihm auch um einzukaufen. Schreibe Dir Montag mehr wenn der [?] zurück.

Also vorläufig alles Gute zu Deinem 47. Geburtstage mit Gruß u. Kuss

Tony

Gruß an Oma.

Wenn Du fremde Einwohner bekommst, lasse Dir ein Steckschloss auf die Kellertür machen.

Die Flasche Bordeaux kostet hier heute in der Qualität die ich habe 10,- bis 18,- Rm.

Ich möchte auch was den Sekt anbelangt, man bekommt überhaupt keinen mehr

keinen Kummer erleben.

 

St. Malo 16.10.42

Liebes Lieschen!

Vor allen Dingen zu Deinem Geburtstage die besten Glückwünsche. Ich hatte immer noch die leise Hoffnung, daß es mir gelungen würde die Wochenheimfahrt anzutreten aber nach meinem dreitägigen Aufenthalt in Paris, scheint die Sache z. Zt. noch nicht möglich zu sein. Gleich muß ich zum Chef und werde nochmals anbohren. In Paris war es kein Vergnügen 4 Stunden an einem Tage Besprechung zwischendurch immer mit Pape in Berlin gesprochen. Abends für 15-20,- Rm in Paris gegessen, ins Bett und anderen Tags von neuem. Was dabei herauskommt weiß ich auch noch nicht hoffe es aber gleich zu hören. Trotz meiner Grippe die ich mir auf der Bahn geholt habe bin ich sofort in den OBL Laden gegangen, da ich selbst neugierig bin wo ich hin komme. Günther hatte mir geschrieben, ich sollte nach dort kommen, da er am 14. abhaut, aber sein Schreiben kam erst am 12. Abends hier an und dann geht das auch nicht so wie er sich die Sache denkt, denn ich bin auch so etwas wie Soldat, wo man nicht laufen gehen kann wie man will. Habe auch für Gustav eine Überraschung. Habe ihm einen sehr schönen Photoapparat gekauft mit allen Chikanen.

Paris ist aber nicht mehr das was es war. Rummel gibt es dort genug, aber mit dem Essen ist es sehr elend dort. 1 klo Butter kostet dort 20,- Rm, entsprechend die anderen Sachen. Wir waren zu zwei Kameraden dort. Am ersten Tage hatten wir in einem deutschen Restaurant gegessen. Ein großer Reinfall. Am zweiten entdeckten wir durch Zufall in einer Nebenstraße ein schönes Restaurant a la Wiesel. Während ich auf dem Lokus war, bestellte mein Kamerad (vom platten Lande) der kein Wort Französisch spricht in der Weise, daß er zu allem was der Kellner vorlas oui sagte. Erfolg nachstehend aufgezeichnet:
1. 12 Austern
2. Leberpastete mit Trüffel, gemischter Salat, Butter u. Brot
3. Hamburger Steak im Omelett, Bratkartöffelchen u. Butter geröstet, Gürkchen u. Zwiebel.
4. Rostbeef kalt mit Champignongemüse.
5. Käse /Sauerbrot u. Chervais
6. Walderdbeeren mit Sahne u. Zucker.

Getränk: 1 Flasche Bordeaux anno 1928
1 Flasche Sekt anno 1933
1 großer Cognac mit echtem Kaffe.

Der ganze Rotz incl. Getränken, Trinkgeld u. franz. Winterhilfe[?] Rm 26,45 pro Kopf u. Nase.

Der Spass war ja teuer, aber ich war derart satt, daß ich nicht mehr pip sagen konnte.

Neues über meine Person kann ich noch nicht erfahren, da der Chef abwesend ist. Muß mich also noch gedulden bis Montag.

Schreibe mir sofort die Adresse von Günther, damit ich ihm