Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 27. August 1941

27/8.41

Liebes Lieschen, gerade habe ich den Brief auf die Post gegeben als mir einfällt, dass ich keinen Taschenkamm mehr habe. Sieh einmal zu, dass du einen soliden Kamm mit Scheide aber ohne Spiegel bekommst. Gott sei Dank haben wir ab heute Regen mit starkem Wind. Die Bullenhitze bis 40 im Schatten hätten wir auf die Dauer auch nicht mehr ausgehalten, alles hatte den Dünnpfiff. Die Fliegenfänger brauchst du auch nicht mehr zu schicken, denn wir haben in Kirowograd welche bekommen in der Apotheke. Gestern Abend haben wir allgemeine Wanzenjagd gehabt, ich habe 9 Stück erledigt der Dr 6 und das zurückgebliebene Flintenweib mindestens 2 Dutzend. Es waren dies die Reste welche nach abbrennen der Tapete übriggeblieben waren. Acu ein Sport der verstanden werden muss. Haben gestern das Flintenweib waschen und bügeln lassen. 3 Hemde 2 Paar Socken 2 Garnituren Unterwäsche und 3 Handtücher plus 10 Taschentücher hat sie in einer Waschschüssel bearbeitet, kannst dir denken wie das Zeug aussah. Daraufhin nochmaliges Waschen in einem Trog mit viel Wasser und nachher nochmals klar durchgewaschen. War dem Weibsstück ein Rätsel warum. Beim Bügeln wird die Wäsche nicht mit der Hand voll Wasser besprengt, sondern man nimt hier das Maul voll Wasser und spitz bezw. spuckt über die Wäsche. Im Nebenhaus hat sich heute morgen ein Drama abgespielt. Hier lagen Panzertruppen und eine hübsche 17 jährige hatte sich in einen Unteroffizier verliebt, allem Anschein gemäss recht kräftig. Gestern nach 14 Tagen sind die Panzertruppen ausgerückt und aus Liebeskummer hat das kleine Luder Gift genommen und zwar ein ganzes Glas Jod gesoffen. Zum Glück war Dr. Vogel gerade hier welcher aber auch keine Minute zu spät kam. Nachdem der Magen ausgepumpt war und die Gefahr vorüber hat sich folgendes zugetragen: Der Vater der „Jungfrau“ bedankt sich bei Dr. Vogel, nimmt den Lederriemen von der Hose schnappt seine Tochter, zieht ihr das Hemd hoch und hat ihr den Arsch gehauen dass sie bestimmt 2 Tage auf dem Bauch liegen muss. Die Stadt Kirowo hat im Zentrum stark gelitten und kann man wohl behaupten, dass jedes 2. Haus zum Teufel ist. Zum Teil sind die Häuser von den Russen ausgeraubt und angezündet zum Teil von den Stukas zerlegt worden. Der neute Einsatzleiter an Stelle von Herbert ist hier eingetroffen, es ist ein Baurat Fischer der früher in Bitburg war und den ich s. Zt. Durch Reg. Rat Pape kennengelernt. Sonst hier nichts von Bedeutung als dass es erst Dienstag weiter geht an den Dnjeper.

Gruss und Kuss und alles Gute mit Gruss an Günter u. Oma

Tony