Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 20. August 1941

Russland, am 20.8.1941

Liebe Mutter!

Heute haben wir einen „Ruhetag“, d. h. wir sind nur 10 km marschiert, waren um 9.00 im Quartier, reinigten Gewehre, Fahrzeuge, schälten Äpfel, setzten Sachen instand, putzten Fahrräder, bauten Zelte – Ja, das nennt man „Ruhetag“. 18.00 ist’s, gerade bin ich endlich in Ruhe! Quo usque tandem?

Diese Nacht wurde ich vom Posten geweckt. Der V-Tross war gekommen und ich hatte Post: 2 Briefe von Dir, vom 5. u. 13. und 4 Päckchen mit Brause, Zigaretten, Drops, Koka, Papierchen. Alle Päckchen, die Du angekündigt hast, habe ich nun erhalten, auch die mit den Süssigkeiten u. 10 R6. Vielen Dank für alle in einem Mal!! Mit Brausepulver und Zitronenpulver bin ich nun ausreichend versorgt. Mit Zigaretten und Süssem ist es das alte Lied. Ja, nun zur Lage! Ich liege wenige Kilometer nördlich von Surasch vor dem Iput. Vom Feind nichts mehr zu sehen. Durch die Dörfer hier ist der Russe oft schon zuletzt schon vor 8 Tagen in heilloser Flucht nach Osten abgehauen. Wir werden wahrscheinlich vorläufig wieder

nur tippeln. Das Landschaftsbild hat sich nun vollkommen geändert. Gar kein Wald mehr, hügelig, und endlose Steppen. Mit dem Land scheinen auch die Leute wie umgewandelt. Sie sind meist sehr freundlich zu uns und gar nicht mehr so stur wie bisher. Allerdings ein Volk!! Wenn wir in der Mittagsglut angeschwitzt kommen, wenn uns die Badehose noch zu warm ist, hier läuft alles bis obenhin in die schweren Schafspelze eingemummt umher, dazu um den Kopf ein dickes Tuch und Stiefel, auch die Frauen!, oder Stoff um die Beine gewickelt. Allerdings in den letzten 2 Tagen ist’s hier schon ganz empfindlich kühl geworden. Trotzdem den ganzen Tag die Sonne scheint, kann man kaum noch den Poullover missen. Der Wind ist so kalt.

Was gibt es sonst noch? Die Strassen? Immer noch dasselbe! Das Essen? Da kann ich nur sagen tadellos!! Gestern mittag eine ganz prima Erbsensuppe, am Abend Goulasch mit Salzkartoffeln, ....