Gustav Roos an Vater Toni, (vermutlich) 18. Juni 1942

Russland, am 18. [6.]

Lieber Vater!

Heute bekam ich einen Brief an Dich zurück mit dem Vermerk, „neue Anschrift abwarten“. Ich schicke diesen Brief nach Hause, dann kann ihn Dir Mutter schicken. Heute hörte ich zum ersten Mal Näheres über den Angriff auf Köln. Das ist ja furchtbar! Halb Köln in Trümmern, die ganzen Kirchen zum Teufel! Ich glaube, es wird allmählich höchste Zeit, dass wir einmal mit dem Tommy aufräumen! Viele Angriffe der Art und Güte dürfen nicht mehr kommen!

Mir geht es nun an der russischen Front beinahe ausgezeichnet. Wir bekommen ausgezeichnete Verpflegung, überarbeiten uns nicht, der Russe lässt

uns ziemlich in Ruhe, ein bisschen Schiessen hört ja auch letzten Endes zum Krieg und unser Bunker ist für unsere Verhältnisse schon zu einer Villa mit allem Komfort ausgestattet.

Seit Montag bin ich bei der Division und zwar nehme ich an einem Funkkursus teil. 14 Tage werde ich mich hier erholen. Täglich haben wir 6 Std. Dienst: Hören, Schlüsseln, Unterricht oder eine kleine Funkübung. Um 16.00 ist Feierabend. Wir können dann machen, was wir wollen.

Eine Sauna, nach finnischem Muster eingerichtet. Tadellos sind die Dinger, dreimal habe ich schon in dieser Woche heiss gebadet. Entlausen lassen habe ich mich auch einmal. Aber heute spüre ich schon wieder das so geschätzte Krabbeln an

meinem Körper. Man wird die Biester schwer los, weil sie sich überall eingenistet haben und überall Eier gelegt haben.

Jetzt liegen wir hier nun schon 3 Monate. Nichts deutet auf eine Offensive hin. Na, wir können so etwas auch kaum noch mitmachen, nach einem solchen Winter. Aber letzten Endes muss es doch einmal losgehen. Einmal muss es doch zu Ende gehen. Und der Sommer ist sehr schnell vorbei. Na, wir raten alle, was sich wohl ereignen wird.

In Afrika, auf den Ozeanen haben wir ja gewaltige Erfolge. Diese Tonnageverluste werden den Tommys ziemlich weh tun!

Was hälst Du nun von dem ganzen Mist?

Während ich hier schreibe, hat unsere Artillerie einen Feuerüberfall gemacht. Der Russe lässt sich nicht lumpen und ballert wieder, alle auf eine Höhe vor dem Dorf. Solange es nicht doller wird braucht man noch nicht in den Bunkere gehen.

Wie geht es Dir? Bist Du nun in Paris oder wo treibst Du Dich herum? Schreib’ mir bitte bald! Ich warte dann auf Deine neue Adresse! Solange schreibe ich die Briefe über Brühl!

Und nun wünsche ich Dir alles Gute
und die herzlichsten Grüsse!

Heil und Sieg!
Gustav