Toni Roos an Sohn Gustav, Juli 1939

Lieber Gustav!

Deine SOS Karte mit vielem Dank erhalten und bedauere ich auch sehr am Sonntag nicht abgekonnt zu haben. Anbei sende ich dir zum Trost mal 4.- Rm zur gefl. Bedienung. Den Quetschenbüggel sende ich in den nächsten Tagen. Hier haben wir z. Zt. Hochbetrieb in jeder Beziehung. Die Auslandsspionage arbeitet mit Hochbetrieb es ist eine Schande was es in Deutschland noch für Lumpen gibt, die für ein paar Silberlinge Verrat üben. In den nächsten Wochen wird auch unser Laufjunge Münch (19 Jahre alt) aus Irrel bei H. u. L. einen Kopf kürzer gemacht werden, der dumme Rotzjunge hat den Franzosen seinen Geländeausweis für 10,- Rm verkauft. Nach 14 Tagen hatte man beide, den Spion u. den Verkäufer des Passes. Wenn man bedeutet, was aus dieser Geschichte für Unheil angerichtet worden wäre, so ist für so eine Gemeinheit das Köpfen noch viel zu gnädig, denn mit dem Ausweis konnte die Spionage in aller Ruhe die in Bau befindlichen Bunker betreten. Zu den Zigaretten habe ich die Penunsen beigelegt und zwar in der 20 Stck Packung mit den vielen Ringelchen, laß dir die Dinger gut schmecken und feiere am Sonntag nicht zu viel. Anfang des Monats schicke ich dir noch etwas. Hast du vielleicht eine Ahnung, wann die beiden mich in Trier überfallen wollen? Schreibe bitte.

Was Tante Minchen anbelangt, so ist da nicht mehr viel zu wollen und hätte man sich die Unterbringung in Hohenlinden ersparen sollen.

Frau Dorst war eine alte Frau und einmal muß ja jeder sterben.

Politik geht programmäßig weiter

Molitoff ist in Urlaub gefahren, und die Russen werden den Engländern etwas husten. v. Papen wird in Moskau die Sache schon richtig machen.

Die Pollacken werden jeden Tag frescher und denke ich, daß die Sache in 2 Monaten auf kaltem Wege erledigt ist.

Also mein lieber Gustav, Kopf hoch in 2 ½ Monat hast auch du den Salat überstanden und freue ich mich dich in nächster Zeit wieder zu sehen.

Mit Gruß u. allem Guten
Heil Hitler!
Vater