Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 16. Februar 1940

16.2.1940

L. Lieschen komme erst heute dazu Dir zu schreiben da wir hier so allerhand zu besorgen hatten. Einliegend übersende ich Dir das Attest vollzogen mit der Unterschrift der Kasse zurück. Gustav ist wohlauf und bemüht sich Trier kennen zu lernen, muß natürlich den ganzen Tag alleine schauen wie er fertig wird, was ihm aber absolut nicht schwer fällt. Gestern war er mal tanzen und gegen Abend in der [?] zur Variete Vorstellung. Mittags u. Abends treffen wir uns. Gustav wohnt im Hotel Sebu und ist sehr gut aufgehoben, die Jungfrauen sorgen ganz gut für ihn. Ich selbst habe mich ordentlich verkühlt und läuft meine Nase wie eine Gießkanne. Arbeit habe ich massig. Die einschlägigen Lokale habe ich so ziemlich mit Gustav durch. Heute geht er zum Mikado oder zum Astoria tanzen. Morgen Samstag fahren wir mal mit einem Bekannten in die Eifel, die Straßen sind Schneefrei obwohl die Wälder u. Felder noch weiß sind, wird schön werden. Die Luft hier bekommt dem Knaben ganz gut und sieht er blendend aus, zumal wir uns das Abendessen selber zusammenstellen. Die Penunsen wirst Du ja nun schon haben, sei sparsam, ich bin es auch, denn die meisten Menschen wissen den Wert des Geldes gar nicht zu schätzen. Gustav hat gestern den kalten [?] ein bischen zu schnell getrunken, daraufhin hat er sich einen glühenden Dünnschiss geholt, dabei war auf dem Hotellokus nicht mal Papier. Was gibt es in Brühl Neues? Sei bitte in Zukunft bei Frau Schulte vorsichtig. Die große Dame war etliche Tage in Trier und ist verschiedentlich in Gemeinschaft mit Ihrem Herrn Gemahl bei unserem Herrn Polizei-Oberinspektor Brocker in Lokalen gesehen worden. Der Herr Sch. ist doch ein [?]. In Zukunft hören aber nichts erzählen. Barents hat wie er mir sagte seine Erfahrungen dieszüglich hinter sich. Gustav hat schon allerhand Damenbekanntschaft gemacht und kennt schon alle Bräute von Günther, jetzt zeigt sich erst was Günther für ein Casanova ist, aber es bleibt ja in der Familie. Eines ist auch festgestellt worden, daß Günther die Mädchen alle gut erzogen hat, die bringen alle Schokolade u. Karamellen mit, also viel Vergnügen ohne besondere Unkosten.

Also Schluß mit vielen Grüßen an Sie alle
mit Heil Hitler!
Tony