Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 6. Oktober 1942

41343. – S
den 6.10.42

Liebes Lieschen!

Deinen Brief heute erhalten, desgleichen sind die 100,- Rm hier eingetroffen. Danke für pünktliche Erledigung.

Was meine Wochenendheimfahrt (2x = 6 Tage) anbelangt, so will ich hoffen, daß sie genehmigt wird. Es ist nämlich z. Zt. nicht so einfach, da hier an der Küste fast dauernd Alarm ist. Solange es dabei bleibt ist es ja egal, aber ich glaube hier nicht an eine Landung, da die Küste steil und gerade hier das Meer mit hunderten von kleinen Inselchen gespickt ist, die bei Flut unter Wasser stehen und eine Landung sehr erschweren, bezw. für selbst kleine Schiffe eine große Gefahr sind.

Ich habe es auch allmälich satt und möchte mal nach Hause, hoffen wir, daß es gelingt.

Von Gustav habe ich wieder einen Brief erhalten und geht es ihm recht wohl lege ihn bei.

Der Knabe Günther ist sehr optimistisch weiß der Teufel wovon das Kind dies hat. Wünsche ihm aber, daß er den Winter noch auf der Penne verbringt. Peter Klug habe ich auch geschrieben und bin ich auf Antwort gespannt. Habe ihm nämlich geschrieben, daß es für ihn ein Glück sei mal aus dem Kaff Brühl herauszukommen, damit er einmal feststellen könnte, daß man auch anderswo ganz gut leben könnte.

Es ist für Dich nun nicht gerade

ein angenehmes Gefühl, daß Welten ausziehen und die Familie Schmitz unten vegetiert. W. waren ganz angenehme Hausbewohner, schade aber nicht zu ändern.

Daß Du die Päckchen erhalten hast freut mich. 1 Büchse Butter und ein Päckchen mit Pfeffer, Cayen, Muskat u. Zimt geht morgen ab.

Die Gewürze lege mir bitte weg, denn erstens ist das Zeug verflucht teuer und rar und zweitens benötige ich die Sachen zum Tausch gegen Zigaretten. Bei dem Cayenpfeffer (rötlich) handelt es sich um das schärfste von Pfeffer was es überhaupt gibt, eine Nadelkopf große Menge kann einen Suppen- oder Gemüsetopf von 5 Liter ungenießbar machen. Also Vorsicht.

1 Glasröhrchen kostet 1,50 Rm. Das Zeug ist für die Wirte während der Muschelzeit eine notwendige Angelegenheit.

Mir geht es gesundheitlich ausgezeichnet, daß ich es mir nicht besser wünschen kann, nur die verfluchten Zähne machen mir zu schaffen.

Pape hat verschiedentlich mit mir telef. gesprochen, es ist anzunehmen, daß ich in allernächster Zeit von hier also wegkomme.

Also liebes Lieschen alles Gute, splitterfreie Nächte mit Gruß u. Kuss
Tony.

Gruß an Günther u. die Oma.