Toni Roos an Sohn Gustav, 4. Juli 1939

Mein lieber Gustav, deinen Brief mit vielem Interesse gelesen und ist dir das Paket gut bekommen. Schicke dir Montag nochmals eines. Durch den hier z. Zt. bestehenden Hochbetrieb ist es mir in letzter Minute unmöglich geworden Sonntag nach Brühl zu kommen, tut mir aufrichtig leid ist aber nichts daran zu machen komme also erst nächsten Samstag. In Brühl haben wir ja nun großes Jubileum und verpasse ich nun den herrlichen Anblick des von Amazonen eskortierten Clemens August. Hoffentlich gibt es dabei keinen Engelsturz. Hier ist es z. Zt. sehr interessant und werde ich dir wenn ich am 8. komme mal erzählen. Mutter hat mir auch geschrieben, daß sie sich ernstlich mit dem Gedanken trägt eine neue Wohnung zu beziehen, wenn es mir nachgeht tut die alte mir noch lange genug Dienst. Wie geht es dir denn noch? Die Mark im Paket wird dir doch gut getan haben. Wie war denn die Kirmes ohne Flöhe? Traurig, wie. Ich habe das seltene Vergnügen Sonntag zu arbeiten und werde mir erlauben

dem Paket auch ein paar Groschen hinzuzufügen, damit du nur nicht verhungerst. War vorgestern im Bauabschnitt W. und kannst du vom Glück sagen, daß du in Much sitzt, denn ich habe Arbeitskameraden gesehen, [?] in Akkord schufteten. Den Quetschenbeutel bringe ich auch wieder mit. Mir geht es gesundheitlich gut. Also alles Gute bis evtl. Sonntag. und
Heil Hitler!
Vater

 

Arbeitsmann
Gustav Roos
Much/Siegkreis
R.A.D. Lager 5/318

Absender: Tony Roos
Trier-West
Blankensteinerstr. 1