Toni Roos an Sohn Günther, 20. Mai 1943

Brühl den 20.5.43

Mein lieber Günther!

Deinen pessimistischen Brief in welchem Du bezweifelst, daß Du den Lehrgang bestehen wirst haben wir erhalten.

Gestatte mir nun die höfl. Anfrage, wie Du auf diese tolle Idee kommst, daß diese Chose für Dich schiefgehen könnte.

Ich habe das Gefühl, daß es klappen muß, sollte es aber dennoch anders kommen, so laß Dir dieserhalb keine graue Haare wachsen, denn man kann auch leben ohne Leutnant gewesen zu sein. Wie ich über das Maskieren denke, weißt Du ja.

Geld (Rm 20,-) hat Mutter heute an Dich abgeschickt, vorher hatte ich mit ihr eine längere „Besprechung“. Sie hat nun mal bezl. Geld besondere Ansichten und sammelt dieses elende Zeug leidenschaftlich. Ja mein lieber Günther jeder Mensch hat eine Schwäche, der eine sammelt Bierdeckel der andere Briefmarken oder Käsepapier und Elisabeth eben Penunsen.

Mir geht es noch sehr gut hier und warte ich auf Neueinsatz. Wie lange ich warten muß ist mir

tout schnurtz, Hauptsache ist, daß ich meine Kröten bekomme, aufregen tue ich mich dieserhalb nicht auch leidet meine Schönheit nicht darunter, feststeht für mich nur eines, daß der brave Franz in Berlin mich nicht behexen kann, nach dem Norden, Osten oder Süden Europas und mal gar nicht nach Mitteldeutschland strunzen kann, daß habe ich ihm deutlich gesagt und wenn er mir Zucker in die hintere Backenspalte blasen will, Knif. Gesundheitlich habe ich mich hier gut entwickelt und fühle mich sauwohl, zugenommen habe ich auch etwas.

Laß es Dir also mal gut gehen und verliere mal vorläufig nicht den Mut. Genieße mal die schöne Zeit in Celle und denke immer wie der Sohn von dem Juwelier (früher Goldschmied).

Also alles Gute und hoffentlich sehn wir uns noch Ende des Monats bevor ich abhaue

Mit Gruß und
Heil Hitler!
Vater.