Günther Roos an Vater Toni, 17. Januar 1945

Im Westen, 17.I.45

Lieber Vater!

Da in einer Stunde ein Mann meiner Batterie nach München auf Dienstreise fährt/ will ich die Gelegenheit benutzen und Dir schreiben. Hoffe, daß Dich so der Brief schnell erreicht. Ich habe nämlich den Eindruck, daß die Postbeförderung zur Zeit schwere Scheiße ist. Ich habe seit meinem Abrücken vom Niederrhein noch keine Nachricht erhalten. Die Weihnachtspäckchen habe ich auch auf das Verlustkonto

geschrieben. Na, Hauptsache, die kämpfende Truppe erhält Nachschub, ich will schon gerne auf Post verzichten. Die alten Germanen bekamen auch keine und haben den Krieg gewonnen. Es wäre mir nur eine Beruhigung, wenn ich wüßte, daß Du Post von mir bekommst, damit Du Dir nicht unnötige Sorgen Machst. Denn die wären tatsächlich unnötig.

Noch immer liegen wir in Preischeid bei Dasburg an der luxemburgischen Grenze, nachdem

wir am 16.12. maßgeblich bei dem Durchbruch beteiligt waren. Ich bekam ja als V.B. bei dieser Gelegenheit einen verpaßt. Die Wunde heilt augenblicklich bestens zu.

Ja, seit diesem Tage liegen wir in dem blöden Nest und warten. Zwischendurch war ich noch einmal einige Tage mit einem Sonderauftrag im Kampfraum von Bastogne.

Ja, und was wir hier machen, ist schnell gesagt. Wir warten auf weitere Einsatzbefehle, schlafen, lesen und gehen auf die Jagd. Außerdem essen wir natürlich auch die mühsam

erjagte Beute. Gestern haben wir z.B. einen herrlich gespickten Hasen verdrückt heute ist ein Reh an der Reihe. Uns geht es also mit einem Wort gesagt blendend Wie geht es Dir denn noch? Wo bist Du gelandet und was machst Du?

Ich muß jetzt schließen.

Alles Gute und viele Grüße

Heil Hitler!
Günther