Günther Roos an Mutter Elisabeth, 3. September 1942

Kamperfehn, den 3.9.42

Liebe Mutter!

Ehe Du diesen Brief liest, setzt Dich zuerst einmal hin. Es ist mir leider Unmöglich, am Sonntag auf Urlaub zu kommen, denn ich habe darauf verzichtet. Es war schon alles klar, aber da bekam gestern ein Kamerad aus Köln das Telegramm, daß seine Mutter erkrankt ist. Er bekam keinen Sonderurlaub, und da von jedem Zug nur ein Kölner fahren darf, habe ich darauf verzichtet. Ich denke, Du hast dafür Verständnis, zumal wir ja demnächst, d.h. in 14 Tagen entlassen werden. Der genaue Termin ist noch nicht bekannt. Anbei liegt eine Paketkarte.

Mit Hilfe dieses Zettels schickst Du mir dann sofort die Zivilklamotten. Jetzt beweist es sich, ob Du meinem Rat gefolgt bist. Also, lange helle Hose, heller Rollpullover, Schuhe, Trikot und Windjacke. Lasse aber noch den Vermerk "Dringend" drauf machen. Dein erstes Paket mit Brot ist nämlich immer noch nicht hier, während das zweite nach 3 Tagen hier eintrudelte. Sonst geht es mir noch immer ganz gut, und es tut mir leid, daß ich hier weg muß. Das ist keine Ironie, sondern Wirklichkeit. Denn wenn ich nach Hause komme, so folgt entweder Kommis oder Schule, und beides gefällt mir nicht so gut wie der RAD. Na, jetzt will ich aber schließen.

Alles Gute und schicke nach meinen Ratschlägen

Günther

Aktentasche und Geld nicht vergessen!

Habe heute noch das 2. Paket mit Weißbrot erhalten. Vielen Dank!

Warte aber jetzt bis Anfang nächster Woche bis zum 7. mit neuem Brot, da es sonst schimmelt. Sonst alles Gute

Günther