Elisabeth und Toni Roos an Sohn Gustav, 10. April 1939

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Brühl, den 10. April 39.

Lieber Gustav!

Haben Samstag morgen den Koffer mit deinen Sachen erhalten. Du hast so verschiedenes, wie Schürze, Bürste und Fußlappen wieder umgeschickt, konntest du daß nicht gebrauchen? Fahre übermorgen mit Günter nach Köln, werde dir dann ein paar Hausschuhe kaufen und sie dir schicken. Hoffentlich hast du auch das Paket von uns Samstag noch bekommen, und dir die Sachen Ostern gut schmecken lassen. Wir haben gestern und heute auf Post von dir gewartet, aber ist nichts gekommen. Hoffentlich hast du an einem der beiden Feiertagen geschrieben. Was habt ihr die Feiertage überhaupt gemacht? Ich hätte dich gerne besucht, aber ich wußte nicht ob es gestattet ist. Am Samstag traf ich Herr Siegberg der sagte mir daß sie Ostern den Hermann schon besuchen wollten, und Oma sagte daß Herr Wilhelm bei Klugs war und dort auch gesagt hätte daß er Ostern zu seinem Sohn fahren wollte. Dann kann ich dich doch sicher auch bald einmal besuchen. Nun sind die Feiertage bald um und Vater fährt morgen früh schon wieder fort, er hätte auch so gern einen Brief von dir bekommen die Feiertage. Wir haben die Feiertage ruhig zu Hause verlebt und viel an dich gedacht, Günter meinte ihr würdet die Tage an der Kordel spazieren geführt werden. Gestern abend haben wir ein Schnäpschen auf dein Wohl getrunken (kein Seckt). Hoffentlich hast du das Heimweh jetzt überwunden, wie man hörte, hatten alle die ersten Tage etwas Heimweh bis sie sich eingelebt hatten. Oma hatte mit Dr. Westerhoff gesprochen, und der hat ihr erzählt daß Kurt

ganz allein nach Rosenheim gekommen ist, er ist bei dem Sammeltransport erst an der letzten Station abgesetzt worden, er hatte anscheinend auch etwas Heimweh, denn er hatte geschrieben daß sie ihm die Sachen die noch fehlen selbst bringen sollten. So wollten die denn auch mit dem Auto hinfahren. Wenn ich morgen in der Stadt jemand treffe und höre etwas von den andern so schreibe ich es dir sofort. Hast du gestern und heute auch schon Uniform getragen, passt sie dir auch? oder siehst du auch aus wie Kurt Westerhoff sich selbst geschildert hat, aber du bist ja nicht so groß, wirst wohl keine bekommen haben wo du zweimal hineingehst. Hoffentlich bekommen wir bald einen ausführlichen Brief, meinen Brief wirst du wohl auch bekommen haben. Hast du schon tüchtig arbeiten müßen? Wie ist es mit der Wäsche, deine eigene kannst du doch sicher nach Hause schicken zum waschen. Ich muß aufhören denn Vater will auch noch etwas schreiben. Ich wünsche dir alles Gute, und auf baldiges Wiedersehen hoffend grüßt u. küsst dich herzlich deine Mutter.

 

Habe auch heute vergebens auf einen Brief von Dir gewartet, hättest ja nun doch mal schreiben können, oder mußtest du soviel Quetschenbüggel spielen. Hast du inzwischen schon unter den Töchter des Landes Ausschau gehalten?, oder hat man euch Scheuklappen vorgebunden? Deine liebe Frau Mutter hat einen herrlichen Kuchen gebacken, wir haben alle Sodbrennen, das hast du nun gespart. Wir sitzen hier um den Tisch herum und rölbsen der Reihe nach wie ein „Dreitaktmotor“. So schön der Kuchen war, so rölbsig war er auch, wird auf „Fröhliche Ostern“ abgebucht. Gestern Mittag hat deine liebe Frau Mama ein kleines Frühkonzert gegeben im Anschluß an die Übertragung des Kölner Senders „Schön ist bei den Soldaten“. Günther und ich haben 2 x die Küche aufgenommen, soviel Wasser ist gelaufen. Günther behauptet sogar es sei ein Wolkenbruch gewesen, aber du kennst ihn ja, er übertreibt gerne ein wenig.

Schreibe mir auch bitte einmal, wie ihr die Ostertage verbracht habt interessiert mich kollossal. Tante Käthchen ist entrüstet, daß man euch veranlasst hat die Zivilbrochen umzusenden, sie meinte wenn es euch da nicht gefällt, könntet ihr ja nun nicht mehr nach Hause gehen, da ihr ja keine Kleider hättet. O [?].

Komme erst am 1. Mai wieder in Arbeit und hoffe, wenn kein Brief in Irrel liegt bis dahin einen zu erhalten.
Heil Hitler Vater.

Lieber Gustav! Schreibe mir ob ich Sonntag kommen kann oder am 30. April