Günther Roos an Mutter Elisabeth, 18. Oktober 1942

Bremen, den 18.10.1942

Liebe Mutter!

Der erste Sonntag bei der Wehrmacht. Ja, dein edler Sohn Günther ist jetzt Soldat. Toll, was? Soweit gefällt es mir hier noch ganz gut. Der Dienst hat ja auch noch nicht so richtig angefangen. Wenn mal erst so richtig die Schleiferei anfängt, wird es auch noch anders werden. Aber dafür bin ich ja nun einmal Soldat. Deshalb will ich auch jetzt schon Vorbeugen. Sollte ich während der Ausbildungszeit einmal beschissen schreiben, so störe Dich nicht daran. Na, aber vorläufig ist es ja noch nicht soweit, und Du brauchst Dir noch Keine Gedanken zu machen. Ich tue es auch nicht. Also, Kopf hoch und unter Menschen gegangen. Das hilft bestimmt. Das Essen ist hier auch ganz gut. Heute gab es z.B. Ochsenschwanzsuppe, Braten, Kartoffeln und Aprikosenkompott. Gestern

Sauerkraut mit Pellkartoffeln und Speck. Das ist doch ganz ordentlich Da der Dienst noch nicht angefangen hat, kann ich Dir hierüber auch noch nichts schreiben. Die Kameraden hier sind aus allen Gegenden. Ich als Kölner, 2 aus Aachen, dann aus Oldenburg, Düsseldorf, Leipzig Halle und aus Thüringen. Ein buntes Gemisch. Es sind aber alles Schlosser u.s.w. Von dem ersten Transport waren 3 Schüler mit mir. Gestern sind noch Thüringer gekommen. Ob da noch Schüler darunter sind, weiß ich nicht. Das Wetter ist wieder stark bescheiden. Saukalt und Regen, Regen.

Jetzt Die Wünsche. Zigaretten, Zigaretten. Habe hier noch nichts bekommen und bin so total abgebrannt. Also, bitte, bitte. Wenn Du Brot zu viel hast, und nur dann, denn so knapp ist es hier nicht, kannst Du mir auch etwas schicken. Der Wunsch nach Seifendose und Behälter für Rasierseife bleibt aufrecht, und ein kleines Röllchen schwarzes Garn. Also alles Gute und die besten Grüße sendet Dir Dein bei der Wehrmacht befindlicher Sohn

Günther

Schicke mir bitte die Anschrift von Frau Tittmann.

Anbei die Waffenfarbe der Nebeltruppe.

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