Günther Roos an Vater Toni, 29. März 1944

Celle, den 29.III.44

Lieber Vater!

Heute will ich Dir „endlich“ einmal einen Brief schreiben. Zuerst zu Deiner Beruhigung möchte ich Dir mitteilen, daß es mir blendend geht. Natürlich folgt jetzt zuerst einmal eine Bitte: Schicke mir bitte, bitte möglichst schnell ein Paket Pfeifentabak. Du machtest ja während unseres gemeinsamen Urlaubs die Bemerkung, daß Du dieses edle Kraut noch haben kannst. Da meine Pfeife kalt im Spind liegt, bitte ich Dich ein Paket Krüllschnitt so schnell wie möglich zu senden

Nun zu mir. Nach dem Nachurlaub kam ich wieder wohlbehalten in Munster an. Traff hier so nach und nach eine Menge von Kame-

raden, die mit mir den 9. ROB Lehrgang mitmachten. Du kannst Dir ja vorstellen, wie jetzt das Erzählen losging. Die Erlebnisse der Front wurden ausgetauscht, und nochmals die schönen Stunden des Lehrgangs durchgekaut. Am 28. fuhren wir dann nach Celle. Hier hat sich nichts verändert bzw. ist durch den Tommy verändert worden. Nach einem kurzen Bummel durch die Stadt habe ich mich gleich wieder heimisch gefühlt. Heute ist nun gleich der Lehrgang losgegangen. Er verspricht sehr interessant zu werden, wenn auch ziemliche Anforderungen an den armen Schädel gestellt werden. Die körperlichen Anforderungen scheinen nicht so schlimm zu sein wie im letzten Lehrgang.

Ich hoffe so, daß ich es trotz meines leider leicht lädierten Fußes schaffen werde, da ich als normaler Mensch ja mit dem Kopf denke. Die Unterbringung ist zufriedenstellend. Wir liegen zu 10 Mann auf einem großen Raum. Jeder hat sein eigenes Spind und - weiße Bettwäsche. Man fühlt sich wie zu Hause. Mit List und Tücke haben wir es erreicht, daß 9 Mann auf unserer Stube vom letzten Lehrgang sind. Neu einzuleben braucht man sich also nicht. So verspricht also der Lehrgang tadellos, wenn auch nicht einfach zu werden.

Wie geht es Dir denn noch? Bist Du auch immer schön brav? Bestelle viele Grüße an Reymond. Zum

Schluß will ich Dich nochmals an Pfeifentabak und Spindschloß erinnern. Schicke mir die Sachen doch bitte, bitte möglichst schnell. Nun will ich schließen indem ich Sie, hochverehrter Herr Vater herzlichst grüßen

Ihro ergebener und gehorsamer Sohn
Günther

Meine Anschrift lautet:

Fhj. Uffz. Günther Roos
Nebeltruppenschule, 16. Fahnenjunkerlehrgang Aufsicht VII
20 Celle/ Hannover
Hannoversche Str.