Günther Roos an seine Eltern, 25. April 1943

Celle, den 25.4.43

Liebe Eltern!

Erhielt heute Euren Brief. Vielen Dank! Geld und Marken erhalten. Zigaretten bisher noch nicht. Wir sollen uns also nächsten Sonntag in Magdeburg treffen? Mir persönlich wäre ja lieber gewesen/ ich hätte zum Wochenende nach Hause fahren können/ denn 1.) ist es zu Hause, wie schon der Name sagt 2.) ist das Essen besser, da man es sich wünschen kann (lch denke jetzt an Obst, Pudding und Torten) 3.) ist es gemütlicher und 4.) wirkt es auf die Dauer langweilig, von .einer Wirtschaft zur anderen rennen zu müssen. Mein Ideal ist augenblicklich noch einmal auf dem Sofa zu liegen, Radio zu hören usw. Du weißt ja, wie ich das immer gemacht habe. Das kann ich ja im Palast-Café nicht. Frage: Ist es also nicht möglich, daß wir uns in Brühl treffen können? Ehrlich gesagt, mir graut es vor Magdeburg. Telegraphiert bitte sofort, ob es nicht möglich ist, daß ich nach Brühl kommen kann. Wenn es nicht anders möglich ist, dann schweren Herzens auf nach Magdeburg. Ich reiche morgen auf jeden Fall mal nach Brühl Urlaub ein. Hoffentlich klappt es dann auch denn wie

gesagt, verbringe ich das bischen Urlaub, das ich bekommen kann, lieber zu Hause als in Hotels. Vater mag sich in seinen langen Wanderjahren so langsam daran gewöhnt haben. Ich bin jedenfalls noch nicht so weit.

Daß Mutter nicht hergekommen ist, war einesteils auch wieder gut. 1.) ist das Wetter Scheiße, 2.) kann ich einmal ausschlafen und 3.) ist diese Woche Besichtigung durch den General, und dafür muß man auch noch büffeln.

Die Feiertage verbringe ich so gut es geht. Um 5 Uhr gehe ich ins Kino, anschließend werde ich gepflegt zu Abend essen.

Nun will ich aber schließen. Alles Gute und viele Grüße
Günther