Günther Roos an Vater Toni, 28. August 1943

Brest-Litowsk, den 28.8.43

Lieber Vater!

Heute komme ich erst dazu, Dir zu schreiben. Wie Du siehst, bin ich mittlerweile in Brest-Litowsk angekommen. Um 1/4 vor 10 fuhren wir über den Bug. Morgen früh geht es weiter nach Osten. In Bremen, Hannover und Berlin habe ich noch herrliche Tage verlebt. Du schreibst mir immer, was Du in Paris alles in Deinem herrlichen Körper verschwinden läßt. Da komme ich in Deutschland natürlich nicht mit. Aber, immerhin, in Bremen habe ich auch einmal sehr vernünftig gespeist und zwar: 1.)Toastschnittchen mit Seelachs, 2.) Fischsalat mit Bratkartoffeln, 3.) Fruchtkaltschale, 4.) Kartoffelpuffer mit Rhabarberkompott, 5.) Goldbutt mit Kartoffelsalat, und zum Abschluß Obstsalat. Na, nach diesem herrlichen Mahl war ich satt. Dazu eine Flasche 36er Chateau. Der ganze Spaß hat zwar 29 RM gekostet, aber es hat mir gutgetan. An Frankreich kommt es natürlich nicht ran, aber für Deutschland finde ich es doch ganz nett. Mein Marschziel ist der Ausgangspunkt der Rollbahn, an der Gustav lange Zeit gelegen hat. Daß man im Osten ist, merkt man ganz gut an der Unmasse von Fliegen und an der Primitivität. Na, Du kennst ja auch den Rummel. Wie mir Mutter schrieb, bist Du knapp an Zigaretten. Anbei sende ich Dir nun meine Raucherkarte. Zigaretten bekommst Du allerdings nur bei Wehrmachtsstellen und auf Bahnhöfen. Kannst Du die Punkte in Paris nicht loswerden, so sende sie an Mutter weiter oder an einen zuverlässigen Bekannten, der beim Kommis ist. Das überlasse ich dann Dir. Das heißt natürlich nicht, daß Du alles selbst rauchen sollst. Hier ist es auch knapp. Sagen wir 50:50. Auch hier vertraue ich wieder ganz Deiner Ehrlichkeit. Falls Du es übrigens noch nicht wissen solltest: Mittlerweile bin ich zum Unteroffizier befördert worden. Der 2. Schritt zum Marschall ist also auch schon getan.

Ich hoffe, daß Du Dich in Paris gut aufführst und keine dummen Sachen            machst. Die Grüße von Reymond zur Kenntnis genommen. Vielen Dank. Wenn Du sie das nächstemal siehst, tue ihr das gleiche d.h. grüßen. Nun will ich aber mal so langsam schließen- reimt sich sogar- und wünsch Dir alles Gute.

Heil und Sieg!
Günther

Stimmung und Verpflegung: Gut
Ausfälle                           Keine

G.