Toni Roos an Sohn Gustav, 20. Juni 1939

Trier, d. 20.6.39

Mein lieber Gustav! Hoffentlich bist Du mal wieder gut im RAD angekommen und hast dich eingelebt. Kann dir ja nachfühlen, daß es zu Hause schöner ist aber tröste dich mir geht es nicht besser. Einliegend sende ich dir 10 gekochte Eier zu gefl. Bedienung, damit Du mir nicht schlapp machst, man kann ja nie wissen. In der Politik wird sich demnächst allerhand tuen. Die Deutschenverfolgung in Polen geht programmäßig weiter und auf einmal ist der Knall da. Krieg wird es nicht geben, da gemäß Programm England u. Frankreich in China stark interessiert sind und für die Pollacken gegebenenfalls keine Zeit haben werden. Die Grenze liegt sowohl auf französischer als auch Deutscher Seite. Frankreich soll 2/3 mobil sein seit 4 Monaten, der Spass hat viel Geld den Franzosen gekostet, aber wir fangen erst jetzt an und alsdann werden die [?] ganz mobilisieren. Eine Angst hat das Völkchen man muß lachen, zumal man bedenkt, daß wir denen doch nichts wollen. Die Russische Angelegenheit Englands fällt auch ins Wasser und damit beginnt für England die Zeit, wo es keinen mehr findet (ausgenommen die Polen) der ihm gegebenenfalls die Kastanien aus dem Feuer holt. Hier besteht für England die große Gefahr, daß die Welt den Glauben an die Macht Englands verliert (die ja schon lange nur auf dem Papier steht) Ist der Zeitpunkt gekommen, wo die Völker Asiens und Afrikas dies zu Bewusstsein kommt, dann ist es aus. Dies herbei zu führen

ist gewollt herbeigeführt in der Konzessionsangelegenheit [?], dort in Ostasien beginnt das Sterben Englands und hier laufen die Interessen Russland u. Japans paralel warum Russland auch für den Pakt nicht zu haben ist. Beide wollen die Vormachtstellung in Asien und beiden steht England im Wege.

Lege dem Brief auch 1. Rm bei für 4 Bier hoffentlich findest du die.

Also Gustav mit Gruß u.
Heil Hitler!
Vater.

Die Mark liegt bei den Karamellen in Silberpapier gewickelt.

Mir geht es gut.

Sind nur 9 Eier. No. 10 ist beim Kochen geplatzt.