Gustav Roos an seine Eltern, 15. Januar 1941

Göttingen, am 15.1.1941

Liebe Eltern!

Gestern kam ich um 7.30 in Hannover an, habe die Fahrt unterbrochen, bin bei Frau Kautz gewesen und von da aus mit ein paar Kameraden von Jo-Bo einen heben gegangen.

Heute morgen Ankunft in der Kaserne in Göttingen. Schreibkram, danach Untersuchung durch den Truppenarzt.

Ergebnis: Befürwortung von 14 Tagen Urlaub und g.v.H.-Schreibung bis 1.IV. Alsdann wurde ich versetzt zur Genesungskompanie. Hier warte ich nun darauf, dass mein Urlaubsgesuch bewilligt wird und ich nach Brühl abdampfen kann. Das dauert aber mindestens noch 3-4 Tage, wenn nicht sogar noch eine Woche! Ja, Mutter, Du warst, wie ich gleich gesagt habe zu optimistisch!

Nun kommt der große Apell an Vater!

Folgendes: Wie ich heute auf dem Geschäftszimmer hörte, ist es möglich, dass Leute für die Dauer ihrer g.v.H.-Stellung Arbeitsurlaub bekommen können. Ein diesbezüglicher Antrag muss an die Einheit f. Inf. Ers. Batl. 82 gestellt werden. Ein regelrechter Dringlichkeitsbeweis ist, soweit ich gehört habe, gar nicht notwendig.

Wenn es also möglich wäre, dass Ihr bei Eurer O-T. irgendeinen Posten, am besten natürlich irgendetwas zum Zeichnen hättet, könnte ich mir 2 ½ Monate Kommiss einmal wieder gut schreiben. Ich wäre Dir also dankbar, wenn Du in der Hinsicht einmal Umschau halten würdest. Wenn ich dann auf

Urlaub käme, könnten wir dann ja mal sehn, was sich machen lässt!

Das wäre also das wichtigste und damit will ich heute schliessen, da es allerhand zu tun gibt.

Schreiben braucht Ihr mir nicht mehr; denn ich denke, in Kürze geht das mündlich besser!

Adresse:

Sold. Gustav Roos
Inf. Ers. Batl. 31
Göttingen
Heimbundschenke

Für heute herzlichste Grüße und alles Gute!

Heil und Sieg!

Gustav