Günther Roos an Vater Toni, 30. Dezember 1944

Im Westen, den 30.12.44

Lieber Vater!

Da nachher ein Mann von der Abteilung nach Berlin fährt, will ich die Gelegenheit nutzen, und Dir schnell noch einen Gruß senden. Der Einfachheit halber, und da die Zeit drängt, schreibe ich den Brief an Mutter mehr oder weniger ab.

Wahrscheinlich wartest Du schon lange vergeblich auf Post von mir, denn wie ich gehört habe, geht so gut wie keine Feldpost durch. Auch wir haben seit unserem Abmarsch noch keinen Brief erhalten. Ich habe es mir auch abgewöhnt, noch weiter zu warten. Man wird dann auch nicht enttäuscht.

Mir geht es noch immer mehr oder weniger gut. Noch immer liegen wir in dem kleinen Eifelnest und warten auf das neue Jahr. Landschaftlich ist es hier ja sehr schön. Hohe,

mit Tannenwald bedeckte Berge. Auf den Höhen liegen die Dörfer, die alle stak zerdeppert sind. Und über dem Ganzen liegt eine glitzernde Schneedecke. Und eine Saukälte!

Heute ist endlich der Himmel mit Wolken überzogen. Ein dicker Mühlstein fällt vom Herzen, denn mit den Jabos ist es hier ziemlich toll. Erschüttern kann uns das allerdings nicht.

Wahrscheinlich rücken wir noch diese Nacht hier ab in neuen Einsatz, um dem Angriff neuenSchwung zu geben. Sonst alles beim alten. Wunde heilt prächtig. In 14 Tagen wird sie zu sein.

Wo bist Du nun eigentlich gelandet? Habe noch immer nicht Deine Anschrift.

Alles Gute und viele Grüße.

Heil Hitler!
Günther