Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 31. März 1941

Brühl,. den 31.3.41.

Lieber Gustav!

Bekam heute morgen das Paket welches ich dir vor 12 Tagen noch nach Braunschweig geschickt hatte zurück. Nun müssen wir den Kuchen selbst essen, er ist zwar trocken da er morgen 14 Tage alt wird, daß andere war auch noch alles gut. Hoffentlich hast du die beiden andern Pakete die ich dir über Feldpost schickte, erhalten, ebenfalls den ersten Brief über Feldpost mit Inhalt 3 Rm. Bin mal gespannt wie lange die Briefe jetzt gehen über Feldpost, ich habe erst einen Brief von dir erhalten, und dann der Brief aus Celle haben wir bekommen, aber da werde ich nicht klug draus, Günther muß das entziffern. Vorige Woche war Scheuble bei mir und habe ich ihm deine Schulden bezahlt, er bekam 15,30 Rm von mir, 5 M die du dir geliehen hast 8 M hat die Fahrt bis Braunschweig gekostet und der Koffer 2,30 Rm. Als er weg war sagte mir Frau Welter daß Frau Scheuble gestorben sei, das tut mir nun leid, gerade in dem Alter wo die Jungen die Mutter am besten gebrauchen können. Ich werde dir zur Vorsicht am Mittwoch deine Osterpakete schicken, denn bis zum 4-5 müßen die Pakete mit Feldpost abgeschickt werden, damit ihr sie auch Ostern pünktlich bekommt. Ich hoffe im geheimen ja noch daß du Ostern ein paar Tage kommen kannst, aber bei den Soldaten weiß man ja nie was los ist, augenblicklich ist ja Urlaubssperre und man weiß nicht ob sie über Ostern ausgedehnt wird. Auf alle Fälle sollst du nicht ohne Osterkuchen sein, heute und morgen backe ich Plätzchen und einen Kuchen für dich, und werde dir dann ein paar feine Osterpakete schicken, schwerer wie 2 Pfd darf ein Paket ja nicht werden. Wenn ich diesen Brief fertig habe gehe ich zur Post und werde dir dann gleichzeitig 25 Rm schicken als Ostergeschenk.

20 Rm von mir und 5 Rm von Oma, du ersiehst es ja auch aus dem Brief von Günther. Die Wunde die Oma am Finger haben soll ist nicht lebensgefährlich, du weißt ja wie gern sie schreibt, Vater wartet ja auch noch auf den ersten Brief von ihr, aber die Hauptsache ist Geld. Lege dir in diesem Briefe mal 1 M bei, dann hast du mal immer wieder etwas. Wann Vater kommt weiß ich nicht, er hat mir noch nichts bestimmtes geschrieben. Wenn Vater mitbringt dann machen wir dir auch wieder ein Paket zurecht, aber ich kann mit den Osterpaketen nicht so lange warten bis Vater kommt die schicke ich Mittwoch ab. Hoffentlich bekommst du nun das Geld und die Pakete pünktlich zu Ostern, damit du auch dort Ostern hast wenn du keinen Urlaub bekommst. Nun muß ich dich aber fragen, wie geht es dir, und wie ist der Dienst? habt ihr eure Geräte bekommen, und kannst du jetzt funken, schreibe mir mal ausführlich. Hast du auch das Päckchen von Oma aus der Kirschstr. bekommen, dann schreibe ihnen doch, sie warten auf Nachricht von dir. Oma von der Schützenstr. lässt dich auch herzlich grüßen und sollst dir mit den 5 M Ostern etwas zu gute tun. Sonst ist hier noch alles beim alten. Ich glaube nicht daß aus deiner Klasse jemand in Urlaub kommt. Siegberg ist ausgerückt, Theo liegt im Krankenhaus mit Halzentzündung und Schommers ist in Frankreich, also müßen wir uns an die andern trösten wenn du keinen Urlaub bekommst. Wir werden Ostern ja auch viel an dich denken, und ich glaube du auch an uns, aber lass uns hoffen daß der Krieg bald zu Ende ist und wir uns wieder so oft wiedersehn können wie wir wollen. Was hälst du von Jugoslawien? Ich glaube da kommt es auch zum Krieg. Ich will nun schließen und zur Post gehen, alle Gute und herzliche Grüße und Küsse
von deiner Mutter.

Studienrat Jentsch mußte auch deine Adresse haben von der Partei aus und wirst du wohl auch von der Zelle ein Paketchen bekommen.