Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 22. Juli 1942

Russland, am 22.7.1942

Liebe Mutter!

Für heute nur wenige Zeilen! Ein Urlauber soll den Brief mitnehmen. Es geht mir noch immer gut. Wir halten unsere Stellung und befürchten nur, dass wir einmal morgens wachwerden und der Russe ist nicht mehr da; denn es scheint, dass der Sack bald zugebunden ist. Zuchnoff ist seit vorgestern wieder deutsch. Das scheint so der Auftakt zum fröhlichen Kesseltreiben zu werden! Und wenn nun der Russe schlau ist, verschwindet er. Und dann müssen wir nach und die schönen Tage werden vorüber sein! Das zur Lage!

Günther hat mir gestern aus dem R.A.D. geschrieben. Es gefällt ihm gut. Gestern kamen auch die Illustrierten, abgeschickt am 10.7. an. Das war das erste Lebenszeichen nach dem 20. Juni von Dir!! Der letzte Brief, den ich bekam, war am 20.6. abgestempelt. Warum schreibst Du mir nicht mehr?! Ich wusste gar nicht was los war, als ich von überall meine Post bekam, nur von Brühl kam nichts mehr an! Ich will doch hoffen, dass es Euch noch

gut geht und ich bald wieder etwas von Euch höre!

Und, nun liebe Mutter, genug für heute. Einen ausführlichen Brief schreibe ich wieder in den nächsten Tagen!

Ich wünsche Dir alles Gute und sende die herzlichsten Grüße!

Heil und Sieg!
Gustav