Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 12. Oktober 1941

Russland, am 12.10.41

Liebe Mutter!

Leider war es mir in den letzten 14 Tagen unmöglich zu schreiben. Am 2.10. griffen wir wieder an. Und ich glaube, die dann folgenden Tage waren wohl die schwersten des ganzes Feldzuges. Der Russe hatte raffiniert ausgebaute Feldstellungen, riesige Tankgräben, jedes Dorf war eine kleine Festung. Unsere Aufgabe war, den Russen hinter die Desna zurückzutreiben. Das waren etwa 50 km; 50 km kämpfend immer den Funktornister auf dem Buckel, die Nächte im Erdloch. Am 8. abends

erreichten wir dann die Desna. Die erste Nacht mal wieder unter einem Dach in einer russischen Bauernhütte. Am folgenden Morgen dann 40 km-Marsch in Richtung Brijanske. Am 10. morgens drangen wir in die nördlichen Vorstädte ein. Kein Feindwiderstand. In einer Arbeitersiedluch bezogen wir dann Quartier. Das war um 13.00. 16.00 wir sassen in der Stube und assen, da pfiffen dann die ersten Schüsse durch die Strassen. Um uns herum Granatwerfereinschläge. Das ging so weiter bis zum nächsten Morgen. Dann zogen wir weg östlich der Desna etwa 40 km nach Norden. Hier sitzen wir nun in einem kleinen Kaff.

Der Feind ist weit vor uns. Was man nun mit uns weiterhin vorhat wissen wir nicht. Vorläufig liegen wir mal hier.

Es geht mir nun trotz allem noch ganz gut. Am 3. Kampftage bekam ich morgens im Graben 13 Päckchen von Dir!! Wie ich mich da gefreut habe, kannst Du Dir ja wohl denken.

2 Päckchen von Dir, das Essbesteck, 2 Päckchen von Tante Uta, 1 von Onkel Jupp, und eins von Onkel Peter kamen dann noch im Laufe der Woche an. Allen vielen Dank.

So, nun ist der Feldzug ja hoffentlich bald zu Ende!

Mach’ Dir keine Sorgen! Hoffentlich können wir bald einmal wieder zusammen sein!!

Nun alles Gute
und die herzlichsten Grüsse Dir, Jünni und den Omas!

Heil und Sieg!
Gustav.

Sobald wie möglich schreibe ich wieder!! Also nochmal: Mach’ Dir keine Sorgen, jetzt ist’s bald vorbei!!!