Günther Roos an Mutter Elisabeth, 27. November 1944

O.U., den 27.11.44 [11. nach Angaben von Günther Roos]

Liebe Mutter!

Heute will ich Dir wieder einmal schreiben. Gestern erhielt ich Deinen Brief vom 7.1.. Ich weiß garnicht, was mit Euch los ist. Wenn man Eure Briefe liest, könnte man fast meinen, der Krieg wäre schon verloren. Verlasse Dich darauf, bald kommt der Tag, an dem wir wieder in Paris einmarschieren. Ihr müßt in der Heimat nur Vertrauen auf den Führer und den festen Glauben zum Sieg haben. Das Andere machen wir Soldaten schon. Dies wenige müssen wir aber von Euch schon erwarten, ja verlangen! Also, Kopf hoch! Dann gibst Du mir den „guten Rat“, zwar meine Pflicht zu tun, mich aber nicht nach vorn zu drängen. Meine Pflicht werde ich schon tun, und als Offizier ist es meine Pflicht, auch nach vorn zu drängen, Vorbild zu sein. Und um eins bitte ich Dich: Mach Dir keine Sorgen um mich! Froh und voll Stolz, einen Sohn draußen zu haben, so will ich, daß an mich gedacht wird, und nicht anders!

Mir geht es noch immer tadellos. Bei der guten und derben Bauernkost werde ich hier von Tag zu Tag dicker und fetter. Nun sind wir schon einen vollen Monat hier, und ich fürchte bald, daß wir noch Weihnachten hier verleben. Heute war hier viel los. Fast schlagartig trat der Rhein über seine Ufer, und steht jetzt am Damm, der 10 Meter vor meiner Wohnung steht. Wenn ich aus dem Fenster sehe, liegt der Fluß in einer Breite von 1 1/2 Kilometer vor mir. Ein schönes Bild!

Nun aber genug für heute. Viele Grüße an die Verwandten und Bekannten. Grüße Frau Weiter aus ihrer Heimat. Alles Gute und

Heil Hitler!
Günther