Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 6. März 1940

6.3.40

L. L. Deinen Brief mit Dank erhalten und teile Dir mit, daß ich erst zu Ostern nach dort komme, da ich erstens Geld verdienen muß u. zweitens wie Du auch schreibst die Zeit zu kurz ist. Kommen werde ich Gründonnerstag Nach und wieder abhauen so am Dienstag morgen. Offengestanden habe auch ich das Zigeunerleben hier satt, aber ich muß noch 2 Jahre durchhalten bis Gustav dadurch ist. Suche mir jetzt ein Zimmer, in aller Gemütsruhe und zwar so lange bis ich etwas anständiges habe, wo Du auch mal ab u. zu 14 Tage wohnen kannst. Haben heute wiedermal Schnee und zwar 10 cm hoch und dabei scheint die Sonne. Einliegend sende ich Dir mal Rm 30,-, denn ich weiß nicht ob ich das Zimmer für den ganzen Monat im Voraus zahlen muß und durch den Gustav bin ich etwas knapp geworden den Rest bekommst Du dann am 15. mitgeschickt. Brotkarten sende ich Dir auch einliegend, damit ihr mir nicht verhungert. Deine Briefe habe ich erst heute erhalten sowie die Karte. Wäsche habe ich auch genügend. Der olle Rechals ist also auch abgehauen, wird seine Alte sich gefreut haben als der Karl ankam. Schreibe mir bitte, was Du u. U. für Ostern noch brauchst möchte mal wieder ein paar Tage anständig leben Fett bringe ich mit. Von wegen Polen kannst Du dich beruhigen, ich habe keine Sehnsucht nach der kalten Heimat.

Es ist die allerhöchste Zeit, daß Gustav sich auf den Weg nach Stuttgart macht, sonst wird er noch öfter zum Wehramt bestellt werden. Ihr werdet ein Schreiben von einem Herrn Wäher aus Hamburg oder von der Fa. Laer aus Lüneburg bekommen es enthält die Bekanntmachung wohin sich Studierende bezl. einer Studienbeihilfe zu wenden haben.

Ein Bekannter von mir war jetzt 6 Wochen dienstlich in Stuttgart, er sagte mir es sei dort alles bedeutend billiger als hier und es sei von mir aus das Richtige gerade für Architekten Gustav nach dort zu senden.

Günther soll nur so weitermachen und wagen, daß er auch bald sein Abitur bekommt.

Was das Schießen der Flack anbelangt, so müßt ihr da ruhig Blut behalten, Herzklopfen hat dabei wenig Zweck, was sollen die aber auch auf Brühl Kurfürstenstr. 1 für Bomben abwerfen? So wichtig ist die Hypothekenstr. für die Feinde

bestimmt nicht. Vorigen Donnerstag war Hermann Göring hier. Er soll den Luxemburgern die auf dem Ralinger Brückenkopf Befestigungen angelegt haben, sagen lassen, wenn die Dinger nicht in 24 Stunden beseitigt seien würde er sie beseitigen lassen, worauf die Luxemburger sofort wieder alles in Ordnung gebracht haben sollen. Vom Krieg spüren wir so fast garnichts nur fällt man über Kommissoldaten.

Heute ist Todt, v. Brauchitsch u. Dr. Ley hier zu einer Besichtigung mit anschließender Dekorierung vom 10 Arbeitern, was die nun für einen Orden bekommen sind wir mal gespannt zumal v. Brauchitsch die Dekoration austeilt.

Gesundheitlich geht es mir wieder ausgezeichnet und kann ich Euch nur dasgleiche wünschen. Der Günther soll mit seinem Maybach vernünftig fahren und keine Wettrennen veranstalten, hier hat sich mal wieder so etwas getan am Trierweilerweg sind so 2 Jungvolkgenerale in einen unserer Lastwagen hineingesaust einer tot und der andere schwer verletzt.

Also schreibe mal recht bald. Sonst wüsste ich nämlich nichts von Bedeutung. Bestell der Tante Trauchen mal gut Grüsse von mir und sag ihr zum Sterben sei es immer noch Zeit, sie brauchte sich nicht zu beeilen. Sodann viele Grüße an Dich die Knaben Gustav u. Günther u. an die Olle
mit G. u. K. u.
Heil Hitler!
Tony

z. Zt. Adresse
Hotel Sebu
Trier Aachenerstr. 5.