Günther Roos an Bruder Gustav , 30. März 1941

Brühl, den 30.3.1941.

Innigst geliebter Gustav!

Haben Deinen „rätselhaften“ Brief erhalten! Vielen Dank! Im übrigen wünsche ich Dir viel Flachrennen. Dann eine Neuigkeit! Halte Dich fest. Die Mutter von Scheuble ist gestorben. Gestern ist sie begraben worden. Was hälst Du von Jugoslawien? Die Kroaten werden bald aufrufen „Führer hilf!“ Ich bin einmal gespannt. Was macht eigentlich Deine Soldatenbraut. Ich meine nicht das Gewehr! Also hier ist es ganz doll. M[..] Rainers aus Wesseling Dein lieber „Hase“ hat auch schon in den Hafen der Ehe geschifft. Sie ist mit ihrem Seppel nach Würtemberg abgereist.

Jetzt zur Hauptsache! Da Oma sich unglücklicher Weise in den Finger geschnitten hat und deshalb nicht schreiben kann habe ich das Amt eines Korrespondenten übernommen. Sie kann sich deine Geldnöte lebhaft vorstellen und stiftet Dir hiermit 5- M. Also guten Empfang und viel Vergnügen.

Günther

P.S. Oma legt das Geld auf Anraten der gerade eingetroffenen Mutter nicht in den Brief sondern schickt es Dir auf die Post zu.

i. a.

Frau A. Roos

Gesehen und bald umgefallen

Gustav Roos