Toni Roos an Sohn Gustav, August 1939
Mein lieber Gustav!
Hoffentlich hast Du den Namenstag gut überstanden und die dir gesandten Rm 10,- nicht restlos auf den Kopf gehauen. Wenn Günther hier ist, kann er dir die Quetsch sofort zuschicken, dann hat er auch etwas zu tun. Sonst geht es Dir wohl ganz gut, wie ich aus deinem Briefe ersehen habe, zumal wo jetzt alles besser geworden ist.
Wir ersaufen hier in Arbeit und nun geht auch das polnische Drama bezw. Komödie bald an ein Ende. International wird die polnische Zeloti nicht mehr gehandelt, was mit anderen Worten heißt der polnische Staat ist pleite. Der engl. Kredit ist auch auf Grund des zu großen Risikos nicht gegeben worden und die Pollacken stehen nun allein auf weiter Flur.
Ich schätze, daß der Führer in 2 Wochen den Salat für reif ansieht und besetzt. Um die Sache zu beschleunigen wird jetzt an der polnischen Grenze ein großes Truppenaufgebot gesammelt, sodaß der Pollak alles mobil machen muß und dann ist der polnische Zusammenbruch da. Der Führer weiß was er will und auch der Herr Beck weiß was er in 2-3 Wochen ist. Ist aber auch Zeit, daß
die Sache an ein Ende geht, denn man hört am Radio schon garnicht mehr zu. Wenn die Sache zum klappen kommt sagt auch der Russe dem Engländer was er will.
Im Westen wird kein Schuß fallen und im Osten ist es auch nicht sehr schlimm. Der Graf Montekuculi hat mal gesagt zum Kriegführen gehört Geld Geld u. nochmal Geld. Geld fehlt den Polen und auch uns, aber wir haben die dynamische Kraft des Volkes zur Verfügung und dann steht das Recht u. die Macht auf unserer Seite. Der alte Fritz hat schon mal gesagt „Gott ist immer mit den starken Battallionen und das ist auch heute noch so.
Also Gustav mit vielen Grüßen und allem Guten auf hoffentlich recht baldiges Wiedersehen.
Vater
Schampus habe ich in Brühl keinen mehr, dafür aber in Trier, solltest du längeren Urlaub bekommen, so komme nach hier.
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Deinen Brief vom 2/8. heute erhalten muß dir aber sagen, daß Briefe mit „Porto bezahlt der Empfänger“ nur bei SOS in Frage kommen.