"Familienbrief" an Gustav Roos, 6. Mai 1940
Brühl, d. 6. Mai 1940.
Lieber Gustav, einliegend überreiche ich Dir einigermaßen Trost über die Pfingsttage und werden Dir die Sachen gut bekommen. Ich muß per sofort eine Bestätigung darüber haben, daß Du belegt hast und an der dortigen Hochschule studierst, diese Bescheinigung erhältst Du bei der Kanzlei, mit dem Wisch den Du mir geschickt hast kann ich nichts machen, da dieses Schreiben ad 1 bei meinen Akten liegen bleibt ad 2 daß Dienstsiegel der Hochschule haben muß, also etwas dalli, Deine Dummheit hat mich nun schon 20,- Rm gekostet für den Monat April.
Also Gruß u. Heil Hitler! Vater.
Den Wisch anbei zurück.
Hab Dir gesagt sollst dich mit einem Mädel aus einem Fressladen guthalten und nicht, daß Du dich mit einer Zigarettenjungfrau anfreunden sollst.
Lieber Gustav!
Viele Grüße aus Brühl! Hier ist soweit noch alles i. O. (in Ordnung). Einen ausführlichen Brief demnächst (in diesem Theater)
Heil Hitler
Günther
Lieber Gustav!
Anbei ein kleines Pfingstpaketchen. Vater hat die Cigaretten mitgebracht, hier sind sie auch sehr rar, die Geschäfte haben jetzt schon Schilder angebracht, Cigaretten ausverkauft. Also teile dich ein. Schreibe mir doch bitte ob du das Reisbrett erhalten hast, ebenso das Paket mit Wäsche, und wenn du dieses Paketchen erhälst, damit man auch weiß ob alles
angekommen ist. Vater hat etwas Bohnenkaffe mitgebracht, ich lege dir etwas gemahlen hinzu damit du Pfingsten auch eine gute Tasse Kaffe hast. Dann möchte ich dir noch einen guten Rat geben, bändele nicht mit allen Verkäuferinnen an zuletzt wollen sie alle aus Dankbarkeit geheiratet werden. Deinen Anzug bekommst du diese Woche, werde ihn dann sofort schicken. Hoffentlich höre ich auch bald wieder etwas von dir.
Herzliche Grüße u. Küsse
Mutter.