Toni Roos an Sohn Gustav, 14. September 1940

Stabsquartier d. 14.9.40.

Lieber Gustav! Habe Deinen Brief mit Photos erhalten und die Walküre hoch zu Ross begutachtet. Gute Figur, mit hartem Gesichtsausdruck, und schöner Gaul. Hoffentlich hast Du den Anzug noch bekommen vor Deiner Abreise. Du schreibst mir Du wolltest einen Sportanzug in Weiß haben mit langer Hose. Will mal sehen ob ich soetwas bekomme. Schicke Dir zuerst mal auf die graue Hose einen passenden Rock u. evtl. auch eine Hose. Dann kannst Du die von mir abgeänderte Günther überlassen. Den Wettermantel kaufe ich Dir aber zuerst sowie noch etwas Unterwäsche für die kalte Jahreszeit. In den nächsten Tagen sende ich Dir ½ Pfd. Kaffe u. engl. Zigaretten. Kannst deine Bräute mal zu einer anständigen Tasse einladen. Bekommst jeden Monat von mir ½ Pfd. wenn ich habe mehr. Mit Zigaretten werde ich dich auch von nun an laufend versorgen brauchst deiner Mama ja nicht davon zu schreiben, denn sie könnte auf den Gedanken kommen Dir weniger Geld zu senden. Hier an der Küste geht es hoch her unsere Kanönchen knallen, es ist eine reine Freude, alle 10 min. schöne Grüße nach London. Ob das Pack noch nicht den Arsch voll hat? Richtung London ist der Himmel noch immer blutrot erleuchtet, scheint ein schönes Feuerchen zu sein, welches Hermann seine Jungen angesteckt haben.

Aber hier gibt es nur zweierlei biegen oder brechen und verlass dich darauf, wenn die Jungelchen, die jetzt stehen mal loslegen, bisher haben wir nur gespielt, dann gibt es Zunder. Sollte der Tommy mit Gas kommen, so kann ich dir eines sagen, dann bekommt er von uns ein Gas serviert, daß keine Fliege in ganz England mehr am Leben bleibt. Neubesiedelt wird es alsdann von uns. Wie fühlst Du dich wieder in Hannover? Schon gut eingelebt? Ich führe hier beim Stab ein Hurenleben, so gut habe ich es in meinem ganzen Erdenwallen noch nie gehabt. Auto steht zu meiner dauernden Verfügung, werde morgens abgeholt, abends nach Hause gefahren, also ganz groß. Stellvertretender Chef der Verwaltung zur besonderen Verwendung beim Stab im Stabshauptquartier. Das heißt alles geht durch mich. Kasse – Personal – Frontführung Wagenpark (f. Personen) Küche Kantine hört auf mein Kommando. 4 Ordonanzen stehen zu meiner Verfügung. Essen bekomme ich serviert wie im Hotel. War gestern in de Panne u. Ostende und habe Elisabeth noch ein paar schöne Sachen gekauft. Und zwar einen Morgenrock aussen Seide innen Wolle, ich sage Dir ein Gedicht, desgl. noch etwas schöne Seidenwäsche. Für Dich u. Günther habe ich Unterwäsche u. Strümpfe erstanden alles ist mit Paket No. 20 heute abgegangen. Desgl. Paket 19 mit 3 Liter Olivenoel Büchsenmilch u. Rum für Silvester, sowie 5 Pfd. Kaffe. Hoffentlich wird sie nicht zu üppig. Morgen fahre ich nach Gent und muß mal sehen, was sich bezügl. deines Anzuges tun lässt. Wenn ich was kaufe muß es gut sein, aber den Überzieher kaufe ich Dir zuerst und zwar will ich Dir so etwas wie einen hellen Trenchkoat kaufen als Wettermantel verwendbar. Dann noch eines Gustav sorg’ daß Du mit allen Studien beibleibst und besuche die Kollegs pünktlich, denn es ist ja nicht für mich sondern für Dich.

Wie ist das mit den 10- Rm ausgelaufen, die ich Günther mitgegeben hatte? Habe auch mal wieder 10 echte Havanna für Dich gesammelt, welche ich Dir auch sende. Ab heute bekommst Du von mir laufend Feldpostpäckchen. Die Dinger sind am Deckel innen numeriert. Erbitte Empfangsanzeige.

In dem ich Dir alles Gute wünsche in großer Eile
u. Heil Hitler!
Vater

Bin zum Einsatz nach England bestimmt. Stab folgt hinter der Truppe. Elisabeth nichts davon schreiben.