Toni Roos an Sohn Gustav, (vermutlich) Anfang Oktober 1940

Lieber Gustav!

Anbei Paket No. 3

Inhalt 1 Kiste Zigarren (in Silberpapier sind prima) ½ Pfd Kaffe etliche Zigaretten, Rasierseife u. etliche Dosen Sardinen, die große Dose enthält Lachs, auch etliche Hefte u. Stifte nebst Gummi.

Lass Dir die Sachen gut schmecken. Aber geh bitte mit dem Kaffe vorsichtig um, denn ich weiß nicht, wie lange ich noch welchen bekomme. Gut ist er und auch nicht billig. Schokolade kann ich Dir keine mehr senden, denn es gibt keine mehr.

Nächste Woche sende ich Dir ein Päckchen mit Fresskalien. Es steht nun einwandfrei fest, daß ich am 13. Oktober Sonntag in Brühl bin und daselbst bis zum 22. verbleibe. Nächster Urlaub ist 15. Dezember u. dauert bis 6. Januar. Habe auch deinen Brief 18/9. erhalten, hast Du nicht ein wenig stark dich auf Aktzeichnen verlegt? Aber egal, hat auch seine Reize, wenn es nicht gerade alte Ziegen sind.

Von dem für Mutter bestimmten Paket, welches versehentlich an Dich geraten ist nimmst Du dir einen Gürtel 3 Unterhemden u. 3 Unterhosen das andere schickst du nach Hause. Das weiße Leinen wovon Du schreibst waren das weiße Taschentücher? Mir fehlen nämlich 6 neue Taschentücher. Kannst Dich beruhigen mit der Clara Speche habe ich kein Verhältnis,

deine Vorsicht ist zwar lobenswert, ab er unbegründet sende also das Paket an Elisabeth. Rauchwaren hast Du ja nun vorläufig genug u. Kaffe kannst Du nun zu Hause trinken. 4 Pfd. Kaffe habe ich noch als stille Reserve hier nächsten Monat bekommst Du noch mal ein Pfund, also einteilen.

Sonst geht es mir ausgezeichnet. Die Tommys besuchen nun Nacht für Nacht Boulogne Calais u. Dünkirchen, zur ganz besonderen Freude der französischen Bevölkerung, die auf die Art die liebenswürdigkeit ihrer Bundesgenossen aus erster Hand zu spüren bekommen, denn die Meistbetroffenen sind die Poilus. Ich glaube wenn die einen Engländer lebend bekommen die drehen ihm den hals herum. Wenn wir heute hier abrücken würden, so verlass dich darauf ist in Frankreich Revolution und wenn wir es wollten, würden die Franzosen mit hinüber nach England gehen, so groß ist nun die Verbitterung. Viel dazubei trägt auch unsere Propaganda bei, auch sieht der franz. Arbeiter, welcher von uns im Totaleinsatz beschäftigt wird, den sozialen u. finanziellen Unterschied zwischen den deutschen Arbeiter und sich selbst. Ein französischer Arbeiter sagte mir, wo er sehe wie der Staat für den deutschen Arbeiter sorge könne er verstehen, daß Deutschland u. Russland zusammengingen, denn da sei doch wenig Unterschied. Er sagte in Deutschland u. Russland Kapital ist Staat u. Staat sind Arbeiter. Ich habe ihn gefragt ob ihm dies dann so sympathisch sei, als er mir ja ja ja sagte habe ich ihm gesagt er solle sich beruhigen es könnte geholfen werden, denn die Eingemeindung gehe munter fort.

Also lieber Gustav u. Schluß bis demnächst mit
vielen Grüßen alles Gute
u. Heil Hitler!
Vater

Was die Kunst des 3. Reiches anbelangt, so hat Prof. Fischer recht zwischendurch fahren Automobile und machen Politik.
(So würde ich es übersetzen.)