Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 7. Oktober 1940

Audinhem den 7.10.40.

Liebes Lieschen

Heute mal nicht nach de Panne gefahren, sondern, da mir gestern bei Rückkehr vom Baurat der Urlaub officiell erteilt worden ist, mache ich anstandshalber und damit ich auch nicht soviel an Überstunden verliere Sonntagsdienst. Ich werde also so Samstag gegen Abend in Brühl eintreffen und werde bis zum 22. daselbst meinen verlängerten Wochenendurlaub verbringen, das heisst also diese Zeit wird nicht auf Urlaub angerechnet. Fresskalien und schöne Schnäpse bringe ich mit und werden wir am ersten Abend uns mal gemütlich im Esszimmer niederlassen, warmes Essen erwünscht. Erschreckt aber nur nicht, wenn ich ankomme, denn ich sehe aus wie ein waschechter Franzose, es muss derart toll sein, dass mir selbst die Eingeborenen hier sagen ich sei äusserlich kaum von einem Poilu zu unterscheiden.

Bin mal gespannt, wie dir der Morgenrock steht, das heisst, wenn Du es für erforderlich gehalten hast dir ihn machen zu lassen. Denn wie ich dich kenne, hast du manchmal Hemmungen am falschen Platze.

Servos, der dir den Kaffe gebracht hat, hat mir schöne Grüsse bestellt aber sonst nichts, es sollte mich ja nun eigentlich wundern, wenn du ihn sonst Nichts gefragt haben solltest. Ich werde wahrscheinlich mit einem Wagen bis Brühl kommen, ist einfacher und wenn man einen Wagen hat wie ich, auch bedeutend bequemer.

Gustav hat mir gestern auch geschrieben und habe ich ihm ein kleines Päckchen mit Fresskalien geschickt. Du wirst es nicht vermeiden können, dass er gelegentlich meiner Anwesenheit in Brühl auch auf der Bildfläche erscheint. Er hat mir in dem Brief kategorisch erklärt, dass ihn kein Teufel daran hindern würde und wenn er zu Fuss hin und zurückgehen müsste. Also lass ihn mal für 8 Tage kommen.

Das Paket mit den 5 Pfund Butter wirst Du wohl schon haben, denn ich habe es dem Sonderkurier nach Wiesbaden mitgegeben.
12 Küchenhandtücher sowie den schwarzen Futterstoff für die Ohma habe ich auch gekauft und bringe ihn mit. Den Knaben habe ich noch ein Paar kräftige Schuhe aber nach den letzten Erfahrungen No. 41 gekauft, dann ist die Rasselbande auch mal versorgt, dass heisst sie verschleisst auch nicht soviel wenn sie öfters wechseln kann. Ich habe fünf Paar Schuhe und mir hält es für die nächste Zeit aus. Du bist ebenfalls gut versorgt, mein Liebchen was willst Du noch mehr. Was die Wettermäntel für Gustav und Günther anbelangt, so will ich auf der Durchfahrt in Brüssel mal nachsehen, denn was in de Panne Calais oder Boulogne mir vorgelegt wurde war Schund.

Sonst ist hier noch alles beim Alten, der starke Sturm der letzten Tage hat dem Adolf bezüglich der Überfahrt nach England einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber der Sturm wird sich auch mal legen und hinausgeschoben ist nich aufgehoben. Zudem soll sich der Führer bei seinem letzten Hiersein vor acht Tagen geäussert haben: Ob wir nach drüben gehen oder nicht, Ende Oktober ist das Problem England erledigt so oder so ist England vernichtet“.

Nachdem was von hier aus bei jedem Wetter und jeden Tag nach drüben geht, müssen die Engländer auch bald wahnsinnig werden, denn mit jedem Tag gehen grössere Massen von Flugzeugen nach drüben und an manchen Tagen Tag und Nacht ununterbrochen in Abständen von einer viertel Stunde. Wenn erst die Stuckas mal eingesetzt werden die man aber nur dann einsetzt um dem Gegner den Rest zu geben, dann können wir sagen es geht drüben ans Ende und die Zeit ist glaube ich nun bald da.

Ich muss schliessen, da ich nun dienstlich nach Marquise muss und der Fahrer schon wartet. Also auf wiedersehen am Samstag und Grüsse
An Dich Günter und die Ohma
mit Heil Hitler
Tony.