Toni Roos an Sohn Gustav, 12. März 1941
12/3.41.
Mein lieber Gustav! Deine Briefe an mich, sowie die an Mutter geschriebenen sind in meinem Besitz und kann ich es nicht verstehen wo die von mir an Dich gerichteten Briefe geblieben sind. Habe dir wöchendlich geschrieben und solltest du auch meinen letzten Brief mit der roten von dir auszufüllenden Karte nicht erhalten haben, so lege ich sie dir nochmals bei und erbitte sie ausgefüllt umgehend an mich zurück, damit deine Beorderung in den Kanalfrontabschnitt erfolgen kann. Sonst ist es hier sehr fidel, es ist immerhin hier ein bischen mehr los wie ich Braunschweig, dafür ist es auch viel interessanter. Vorgestern haben unsere schwere Brocken den lieben Vetter jenseits des Kanal mal wieder ordentlich befunkt. Nach einer mir von Mutter gemachten brieflichen Mitteilung, hat es in Köln ja ziemlich schön geknallt, dagegen leben wir ja hier wie im Paradies, wenn es hier mal feste knallt machen wir das hier im allgemeinen. Päckchen an dich enthaltend Zigaretten Ziggarren und Tabak wirst du wohl inzwischen schon haben, lass es dir gut bekommen. Die Firma Eigen besteht bei der Org. Todt eisern auf deine Mitarbeit und wie du aus der roten Karte ersiehst mit bisher 90 % zu deinen Gunsten. Wir müssen nämlich Kräfte haben noch und noch und wissen nicht woher sie nehmen. Der Führer war vor etlichen Tagen in Brest und hier es hat allerhand Krach gegeben, da infolge Mangel an Fachleuten die Termine für Fertigstellung der Bauwerke nicht eingehalten werden können. Nach der dem Führer eigenen Art belehrend zu wirken macht sich der Erfolg schon bemerkbar. Wir haben immer noch im lieben Deutschen Reich an verschiedenen Stellen derart viele Kalkhämmel sitzen, dass es einem oft grausst. Ich bin dafür die Leute auf englischen Schiffen anzuheuern, auf diese Art werden wir sie am ersten los. Für Ostern habe ich schon die nötigen Quanten Sekt Liqeur und Wein auf dem Wege nach Brühl, hoffentlich können wir aber noch hier einige Proben an Ort und Stelle zu uns nehmen. Meine Madame ist krank und liegt wie eine Diva im grossen franz. Bett, aber trotz allem mit tipp topper Frisur, schön geschminkt und wie sie immer sagt „auch dezent gepudert“. Im Übrigen ist sie neugierig dich kennen zulernen. Diese Woche hat sie mir nach langem Kampf und streuben entlich meine Hakenkreuzbinde gewaschen, aber ich glaube da war sie schon krank im gesunden Zustande hätte sie es wohl nicht getan, das ging nämlich gegen ihre Ehre als Französin. Sonst nichts von Bedeutung! Mit Gruss und Heil Hitler!
Vater
Roten Fragebogen an mich zurück, aber ausgefüllt. Doppelt genäht hält besser.