Toni Roos an Sohn Gustav, 8. April 1941

8/4.41

Lieber Gustav! Deinen Brief v. ¾.41 heute erhalten und kann dir freundl. mitteilen, daß ich auch krank bin. Ausser einer Grippe habe ich mir auf der Baustelle einen herrlichen Blasenkarrthar geholt. Lästige Angelegenheit. Mir schmeckt weder Essen noch trinken noch die Zigaretten. Habe Dir schon geschrieben, daß es mit Ostern in Brühl Kappes ist, haben nämlich Urlaubssperre und kann ich trotz der mir angeborenen Geschmeidigkeit diesmal nicht hier weg (d. h. ich sehe vorerst kein Loch). Wie kommst Du nun an die Rüttele? pflege dich auf jedenfall mal gut. Was deine Angelegenheit Eigen anbelangt, so gibt es nur eines, - abwarten, die Sache läuft. Gleichzeitig geht ein Päckchen mit Rauchwaren an dich ab, die Dinger sind hier auch knapp und man raucht was man bekommt. Lege dir auch div. Bestechungszigarren bei. Elisabeth habe ich bereits vor 8 Tagen geschrieben sie solle nicht so knickerig sein, 500,- Rm bekommt sie nunmehr monatlich evtl. auch schon mal mehr in bar. Und dabei habe ich v. Jan. bis März auch noch immer für ca. 100,- Rm monatlich Fresskalien geschickt, sodaß sie fast nichts zu kaufen braucht. Ich werde nach Ostern die Woche nach Brühl fahren, wenn mal wieder nichts dazwischen kommt, zumal heute die Luft elektrisch geladen ist. Hatte schon Angst du seiest nach Jugoslawien abgedampft um dem

Balkanpack Anstand u. gute Sitten beizubringen. Hier ist es z. Zt. richtig wie im Paradies, ab und zu knallen unsere Batterien mal einen Geleitzug an der sich bei Nebel oder Dunkelheit in den Kanal wagt. Wir haben menschlicher Voraussicht noch für 3 Monate Arbeit hier, hoffentlich kommen wir nicht auf den Balkan. Denn Läuse kann man überall bekommen. Elisabeth hat mir seit 8 Tagen nicht mehr geschrieben, habe sicher zuviel per Kurier geschickt, daß sie sich noch nicht von dem Schrecken erholt hat.

Indem ich Dir und mir gute Besserung wünsche verbleibe ich mit
Gruß und Heil Hitler
Vater.

Bitte genaue
Adresse: A. Roos
Feldpost 34869 N.W. 11.