Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 8. Juni 1941
Zakopane 8/6.41.
Liebes Lieschen!
Gestern in Zakopane 840 m über dem Meere angekommen. Zakopane ist ca. 20000 Einwohner stark u. mit St. Moritz in der Schweiz zu vergleichen. Ringsherum 2500 m. hohe Berge mit schneebedeckten Gipfel bis zu der Schneegrenze mit Tannenwälder bestanden. Eine Zahnradbahn geht bis auf 2100 m. Hier ist auch das große Hotel von Sean Kipura. Die ganze Stadt liegt in einem Tannenwald, Straße Gärten alles unter hohen alten Tannen. In den Höhenlagen wird jetzt noch Skigelaufen, dabei eine unheimliche Hitze. Ich bin knallrot. Preise sind hier wie in einem Bordell 1 Glas Wein 3,- Rm 1 Cognac 2,- Rm, ein kleiner Wodka heiß mit Honig -50 Rm 1 Bier -80 Rm Zigaretten 10 Stck 2,50 Rm. Ein Essen zwischen 4-5,- Rm, Gott sei Dank haben wir eigene Küche. In den nächsten Tagen geht es weiter nach (Jaroslau) oder Jagowslaw ca. 250 km auf die russische Grenze an, dort werden wir einige Wochen bleiben. Wohin es dann geht weiß man nicht genau, entweder nach Griechenland oder durch Russland nach dem Kaukasus. Hier in Z sind auch schon Russen. In Krakau waren wir einen Tag schöne Stadt. Haben uns auch das Getto angesehen soviel Judden habe ich noch nie auf einem Haufen zusammen gesehen. Hinter der Grenze fuhren wir durch ein Dorf indem nur Juden u. deutsche Polizei wohnen. Da konntest Du Fratzen sehen. Auf dem Lande läuft alles ohne Schuhe, Kleider tragen nur die Juden, die Pollaken laufen in Lumpen herum, wie kann man nicht beschreiben. Ich wohne hier in einer hochherrschaftl. Villa mit allem Komfort, wie das in Jaroslau werden wird ist noch nicht amtlich. Generalfeldmarschall v. Reichenau habe ich in einem Rasthause auf der Autobahn
kennen gelernt. Ich war der einzige Gast, mein Fahrer reparierte am Wagen als ein Herr zwischen 55 u. 60 in Zivil an meinen Tisch kam u. mich fragte ob es mir angenehm sei daß er sich an den Tisch setzte. Ich sagte bitte sehr. Da ich gerade die Landkarte vor mir hatte fragte er wo es dann hinginge. Ich gab zu Antwort, daß ich bemüht sei den besten Weg nach Krakau auszumachen . Ja sagte er da kann ich Ihnen Auskunft geben u. schon jonglierte er mit Städtenamen u. Kilometer, daß es mir schlecht wurde. Dann kam zur Sprache wo ich herkomme ich sagte ihm von Audingham, Worauf ich zur Antwort bekam „kenne ich, Cap [?]“ Jetzt wollte er die genaue Strecke von Calais bis Köln von mir wissen. Als ich ihm sagte wir seien über Maastricht gefahren weil daß die beste Straße sei, gab er zur Antwort stimmt nicht, es gibt eine bessere, da ich daß bezweifelte ging das jonglieren von neuem los. Ja sagte er die Straßen kenne ich wie meine Hosentasche, Maastricht habe ich voriges Jahr genommen. Jetzt dachte ich doch du hast einen Irren vor dir, zumal er sagte meine Uniform käme ihm so bekannt vor, die hätte er schon mal desöfteren gesehen, aber tipp topp umgearbeitet, aber der OT passten auf alle Uniformen Europas. Dann unterhielten wir uns noch etwas über Politik und waren uns darüber einig, daß wir mit Russland in einem guten Verhältnis ständen u. ein Krieg ausgeschlossen sei. Er trank seinen Kaffe aus ein Händedruck u. er verschwand. Als ich zum Tankwart kam, sagte er mir womit ich zusammen gesessen hätte. Jetzt fiel mir auch auf daß er mir auf meine versteckte Frage, ich hätte ihn schon mal irgendwo gesehen, antwortete: Ich sie warscheinlich auch schon mal irgentwo“, was nicht gelogen war, denn in Eisleben stand derselbe Wagen auch vor dem Hotel Lutherkeller. Die Fahrt durch Thüringen war herrlich, daran kann das Rheinland nicht tippen, besonders was die Sauberkeit der Bauernhäuser u. Höfe anbelangt. Gesundheitlich I a Feldpost haben wir noch nicht, wenn gebe ich sofort durch. Also herzl. Grüße u. Küße u. Heil Hitler auch an Günther u. die Oma
Tony