Toni Roos an seine Frau Elisabeth und Sohn Günther, 8. Juli 1941

8.7.1941

Liebes Lieschen und Günter

Morgen rücken wir von Krakowiec, wo wir in einer Russenkaserne liegen ab in die Gegend von Lemberg, oder direkt weiter. Am letzten Kampftage bin ich mit einem Bekannten mal bis an die Kampflinie (6 km vor Lemberg) herangekommen, ich kann dir nur eines sagen, was ich da gesehen habe – dagegen war Dünkirchen ein Kinderspiel. Von Jawarow bis Janow habe ich alleine auf der Strasse 79 zerschossene Russentanks gezählt, aber was für Kästen. Die meisten hatten ein 5 Rm grosses Loch und die Besatzung lag tot darin, auch weibliches Militär. Ein nicht gerade erhebender Anblick, wenn so ein Ding ausgebrannt war durch Stichflamme und die Innsassen lagen schwarz und nackt in den Dinger. Die Russen liegen hier in hohen Haufen aufeinander, wie hingemäht. Schauriger Anblick bei der Hitze. Die Gefangenen und die übrig gebliebenen Juden müssen die Beerdigungen vornehmen. Ein gross Teil der Leichen ist verbrannt, es hat den Anschein, als ob dieselben unseren Flammenwerfern zum Opfer gefallen wären. Am Boden zerstörte Flugzeuge gehen in die hunderte aber die Zerstörung ist derart gründlich, das nur Schrott abgefahren werden kann. Ich habe hier auch russische Krankenschwestern gesehen, wenn die einen Kranken behandeln stirbt er bestimmt an dem Dreck den diese Weiber an sich haben. Die Pollaken sahen ja nun schon in Uniform nicht gerade schön aus, aber die Kleidung der Russen ist derart schlecht dass man es kaum glauben kann. Schuhe aus Gummisohlen Schaft Leder und der obere Teil über den Knöchel aus Leinen mit Pappe. Die meisten laufen Barfuss. Der Rückzug der Russen war derart schnell, dass sie keine Zeit hatten, selbst die kleinsten Holzbrücken zu sprengen. Wir lagen in der Nähe von Krakowiec in einer Russenkaserne. Drei Tage haben 25 Pollakenweiber gesäubert bis mal der grösste Dreck weg war, und dabei ist die Kaserne erst vor zwei Monaten fertiggestellt und bezogen worden. Ich wohne mit unseren Ärzten zusammen und habe als einziger von Allen beneidet Revierbett. Hier bekomme ich allerhand zu sehen. Jeden Tag kommen Einwohner aus der ganzen Umgebung zur Behandlung. Die meisten und zwar Frauen haben Schusswunden oder sind durch Granatsplitter verletzt. Es kommen hier welche an (zu Fuss km weit) mit Wunden, wenn die eine deutsche Frau hätte, die wäre längst gestorben. Betäubung bei der Behandlung ist nicht notwendig, wenn es schlimm wird beim Schneiden genügt ein Glas Schnaps. Nachdem geschnitten, tamponiert, oder Splitter herausgeholt sind sagen sie dobsch dobsche und marschieren vergnügt nach Hause. In Lemberg haben die Kinder des auserwählten Volkes während der ersten Tage des Krieges unter den wenigen Deutschen aber zur Hauptsache unter den Ukrainer und Polen schrecklich gehaust. Jüdische Kommandos haben Gaisel zu hunderten abgeschlachtet. Nach der Einnahme Lembergs hat man die Bereinigung dieser Angelegenheit den Ukrainer und Polen überlassen. Wie mir gesagt wurde, soll es nicht mehr viele Juden von den 100000 die da waren geben. Ungeziefer habe ich bis heute noch nicht gehabt Teu Teu. Das Essen hier ist primitiv aber gut. Täglich ca. 10 Eier eine Gans kostet 3,-- Rm ein Huhn eine Rm. Bier ist ein

seltener Artickel, Wein gibt es überhaupt nicht und Schnaps ist hundsmiserabel. Frau Mailliot hat mir durch die Fa Eigen 5 Flaschen Cognac und eine Flasche Rum sowie zwei grosse Kuchen geschickt, sodass ich für die nächste Zeit alkoholisch eingedeckt bin. Wenn in den nächsten Tagen von hier ein Kurier nach Calais abgeht, schicke ich dir eine Gans mit und etwas Eier. Butter ist schlecht zu versenden, weil die zu weich ist und zu nass da die Russen sie nicht genug auskneten. Was das Bombardement von Brühl anbelangt, so habt ihr ja allerhand mitgemacht. In der Beziehung sind wir ja hier glücklich dran einen einzigen Russenflieger haben wir hier bis heute gesehen und der hatte keine Zeit Bomben zu werfen da er von unseren Jägern gejagt wurde. Ich kann einesteils froh sein, dass ich von Audinhem und Wimmereux weg bin, wie mir Frau Mailliot mitteilte sind in Audinghem an einem Tag 34 Bomben und in Wimmereux bis her über 100 Bomben seit ich weg bin abgeworfen worden, sie schrieb mir es sei sehr ungemütlich geworden und sie beabsichtige in eines ihrer Häuser nach Lille zu ziehen. Wäre es nicht angebracht, wenn du auch mit Günther eine Zeit wenigstens in die Eifel oder sonst irgentwo hin ziehen würdest. Schicke mir umgehend 2-3 dosen braunen Schuhkreme Schnürriemen Fingerhut und baige Garn zum Stopfen der Strümpfe auch Nadeln. Das Paket mit Wäsche, das heisst den Koffer, der unter anderem auch ein Paar Schuhe und den Kakhi Anzug enthielt wirst du wohl inzwischen über die Fa Eigen erhalten haben. Hast du Mitteilung von Gustav erhalten? Wenn er schreibt sende umgehend Briefe an mich. Was macht Günter? Wie geht es dir? Schreibe nicht so gross sondern etwas kleiner, dann geht bedeutend mehr auf das Papier.

Die neue Feldpostnummer ist: Verwaltungsführer Anton Roos 05200 Einheit 59
Die No. 05500 war falsch teile die neue auch sofort Gustav mit.

Gesundheitlich geht es mir ausgezeichnet unser Weg liegt in Richtung Tarnopol und von da aus entweder nach Odessa oder Kiew. Bin mal gespannt wieviel Tage Fahrt ich demnächst für eine Heimfahrt brauche.

Also alles Gute mit Gruss u. Kuss
Heil Hitler
Tony

Viele Grüsse an Günter und die Ohma