Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 30. Juli 1941
O.U. 30.7.41.
Briefe von Dir sowie Stopfgarn braun 2 Knäuel erhalten. Was die Penunsen anbelangt, so ist dies mal wieder ohne Überstunden, also das reine Gehalt. Habe diesbezl. schon bei der Hauptverwaltung reklamiert, die den Zinober nun nach Berlin weiterleiten wird. Da hier weniger Überstunden in Frage kommen, so wirst Du in Zukunft immer so etwas von 440,- - 460,- Rm pro Monat erhalten. Gustav habe ich zum Namenstag Zigaretten geschickt. Wie ich höre kann man von hier aus auch Päckchen senden. Da ich hier in Konserven ersticke, erlaube ich mir, dir Pfundpäckchen mit laufender Nummer zu senden, ob das eine oder andere fehlt mußt Du mir dann mitteilen. Zur Zeit liegen wir noch in Hoysyn ein einigermaßen bewohnbares Nest von ca. 30000 Einwohner dessen Straßenbild mit Liblar günstigstenfalls zu vergleichen ist, nur daß die Menschen dort besser angezogen u. gewaschen sind. Am 3.8.41 geht es weiter nach Uman, einer Stadt von 120000 Einwohner Uman isst z. Zt. noch in russischem Besitz. Die darin liegenden russische Divisionen sind eingekesselt und werden z. Zt. aus allen Rohren befunkt bis sie sich vermutlich heute oder morgen ergeben, denn sie haben nichts mehr zu fressen wie die Gefangenen ausgesagt haben. Für die Zigaretten vielen Dank, aber schicke keine Zigaretten mehr, denn ich habe genügend nur ab u. zu mal Tabak u. Papier, den ich in Reserve lege für den Fall, daß mir mal die Zigaretten ausgehen sollten, schicke Zigaretten an Gustav. Das Zeugnis von Günther ist sehr schön, wenn ich nach Hause komme bekommt er auch 10,- Rm von mir und wenn ich soviel Kredit bei dir habe kannst Du ja für mich vorlegen. Daß Du Günther nicht in den Landdienst geschickt hast war richtig. Wie ist es bei Euch mit den Fresskalien, ausser Butter u. Fett, habe ich alles besonders Käse u. Büchsenwurst u. Fisch in rauhen Mengen. Ich schleppe nun eine Kiste 60x80 vollbepackt mit u. muß mal sehen, wie ich das Zeug zu Euch bekomme, desgl. die Balalaikas. Läuse habe ich noch nicht, nur habe ich gestern den ersten Floh erwischt u. getötet.
Dann habe ich eine dringende Bitte, sofort ein Rasierpinsel (meiner hat alle Haare verloren) und ein Dutzend Fliegenfänger. Die Mückenplage hier ist verheerend. Das das Paket von Dortmund angekommen ist, beruhigt mich u. bin ich froh, daß ich den Plunder los bin. Habe noch 6 Hemde hier + Unterwäsche u. 6 Handtücher. In jedem Kaff beschlagnahmen wir Jüdinnen und lassen waschen. Strümpfe habe ich auch genug und bis November reicht mir die Sache. Ich denke, daß ich bis dahin zurück bin. Gustav hat mir, sowie auch Du ab Anfang Juli nicht mehr geschrieben, die Post geht saumäßig faul, und da kann man nichts dran machen.
Also vorläufig alles Gute mit Gruß – Kuss