Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 11. August 1941
O. U. d. 11. Aug. 1941.
Liebes Lieschen, Deinen Brief vom 20/7. habe ich gestern erhalten u. auch damit die neue Feldpostnummer vom Gustav. Hatte ihm 3 Päckchen an Feldpost 09977 geschickt mit Schokolade Zig. Taback + Papier, Zigarren u. Geld, hoffentlich bekommt er diese Sachen zu seiner neuen Dienststelle nachgeschickt, wäre anderenfalls ärgerlich. Habe bis heute immer noch keine Post von Gustav erhalten, was aber damit zu erklären ist, da ein Posttransport verbrannte und ein anderer infolge falscher Leitung den Russen in die Hände gefallen ist. Der Kessel von Umanj hat sich mit 103000 Gefangenen ergeben, hättest das Kroppzeug mal sehen sollen, alle Typen Europas u. Asiens u. zur Hauptsache Kinder von 16-18 Jahren, die man in Uniform gesteckt u. gegen uns losgelassen hat. Gestern habe ich einen Transport Flintenweiber gesehen, schöne Gesellschaft, wird nicht mehr weit kommen. Auch die Juden u. Kommissare hat man hier schon aussortiert, wo es mit denen hingeht kannst Du dir denken. In Umanj hatten wir Quartier im Getto, soetwas von Juden geht auf keine Kuhhaut. Wir haben beim Stab 6 Judenpiepelchen nur zum Fliegen töten, da wir andernfalls von den Biestern glatt aufgefressen würden. Die Weibsstücke hüpfen die Wände hoch nach einer Fliege es ist eine Liebhaberei zuzusehen. Übermorgen geht es 200 km östlich Umanj, wohin steht noch nicht fest, da die Front 250-300 km vorgelegt ist seit vorgestern, wahrscheinlich Katerinowslav am Dnjeper , in dem großen Bogen zum Brückenbau, wenn das so weitergeht schreibe ich nochmal aus Wladiostock am stillen Ozean. Soeben habe ich einen Brief von Gustav vom 11/7. erhalten, der ist also geschlagen einen Monat unterwegs gewesen. Auch schreibt Gustav mir, daß er am 11.7. einen Brief von mir aus Zakopane vom 22/6. erhielt. Brief anbei. Alles hat hier in Umanj Wanzen, nur ich habe keine. Dr. Baumann hat keine Stelle am Körper die ohne Stiche ist. 3 x tägl. lasse ich von den Juden meine Bude schrubben. Alle Möbel habe ich herausgesetzt, mein Zimmer neu weißen lassen, Fußboden neu gestrichen. Aus der Möbelfabrik in Wenierja habe ich mir ein Divan mit Lederbezug geliehen, welches ich mit neuem Tisch u. 4 Stühlen immer mitschleppe. Eine komplette Kücheneinrichtung bezügl. Kessel Tassen Teller Gläser Bestecke, haben
wir uns auch schon zusammenorganisiert. Wäsche habe ich genügend, da jedes gebrauchte Stück sofort von den Juden gewaschen wird. Habe eine ganze Kiste Konserven beisammen und muß nun mal sehen, wie ich das Zeug nach Deutschland bekomme. Selber fressen kann ich es nicht. Kaffe u. Tee habe ich mehr als genügend. Tabak u. Zigaretten auch auch Schokolade, die ich aber Gustav direkt schicke z. Zt. 8 Tafeln. Die größten Kopfzerbrechen machen mir das Oberleder u. die Balalaikas, wie ich die Dinger mal wegbekomme, zumal es immer tiefer nach Russland hinein geht. Habe letzte Nacht geträumt die Engländer hätten Brühl besetzt. Sonst gibt es hier nichts von Bedeutung, wenn es nicht gerade regnet, denn dann ist es ungemütlich hier, dann versäuft man im Dreck. Also alles Gute mit vielen Grüßen auch an Günther u. die Oma
Tony