Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 6. September 1941

Pawelysch, den 6. September 41.

Liebes Lieschen! Teile dir eben kurz mit, dass gestern von Kirowograd aus ein Kurier nach Deutschland unterwegs ist und eine Balalaika und ein Fresspaket mitgenommen hat. Das Paket enthält: 5 Tafeln Schokolade 20 Zigarren 1000 Worte Polnisch, 5 Büchsen Fisch, 1 Büchse Leberwurst eine Büchse Rindfleisch und 3 Päckchen Roggen – Erbsen für Suppe. Ausserdem 2 Hemden 2 Frotte-tücher sowie Unterhöschen und Unterhemde. Ausserdem 2 Tuben Käse. Habe die Wäsche hier nicht notwendig, da sie allmählich zu dünn ist und ich Winterwäsche schon gekauft habe und noch in der OT Kleiderkammer kaufen werde. Weitere Pakete sind in Vorbereitung und werden Peu a Peu eintrudeln. Schreibe mal, was ihr so bezügl. Fresskalien am nötigsten habt, denn ich habe hier alles, demnächst auch wieder Dauerwurst, aus eigener Metzgerei. Also schreibe diesbezüglich sofort. Wie ich eben höre ist von der Heimat nach hier Postsperre da z. Zt. nur Militärtransporte durchgehen und Munition. Charkow und die ganze Krim sind eingekesselt, und ist in nächster Zeit wieder mit einem grossen Schlag zu rechnen. Krementschug ist von Osten her eingeschlossen und warten wir in dem Scheisskaff hier auf den Augenblick wo die Russen sich ergeben und wir unseren gloreichen Einzug halten können.

Dringend benötige ich:
Laufend Zigarettenpapier
Ersatzteile für Hosenträger.
eine Zahnbürste prima Qualität.
einen Taschenkamm prima Qualität
Silberlitzen ¾ oder 1 ½ cm breit
8 Sterne (gold, für Offizierachselstücke)
ein Schweissleder für Feldmütze.

Sonst nichts von Bedeutung hier. Was macht Gustav? Habt ihr Nachricht von ihm, ich habe schon seit 6 Wochen nichts mehr von ihm gehört. Wie sieht es in Brühl aus? Im Schreiben vorher habe ich dir schon geschrieben, dass man in der Woche auch zweimal schreiben kann, es gibt immer etwas, was zu berichten wäre, es brauch nicht immer nur zu heissen, dass es einem gut geht und dass man wünscht der Krieg sei zu Ende. Denjenigen wünsche ich einen achttägigen Spaziergang durch Russland, die würden alsdann das Maul nicht mehr aufmachen und zu der Überzeugung kommen, dass es immer noch besser ist ab und zu mal in den Keller zugehen und etwas Angst zu haben, oder etwas knapp in Lebensmittel zu sein, als hier unter Bolchewistische Herrschaft Hunger zu leiden und ab und zu mal so zwei bis 10 Jahre in einem Gefängnis zu sitzen oder langsam, evtl. auch mal schnell liquidiert zu werden.

Also alles Gute und recht bald ein Lebenszeichen mit Gruss auch an Günter und die Oma
Tony.

Wir sind hier auf dem platten Lande. Entsprechend auch die Beköstigung
Morgens 1 l. Milch mit Pfirsichen oder Pflaumen, Mittags als Nachtisch Obst
Zwischendurch immer Eier. Hähnchen u. Hünchen mit Compot Spezialität. Suppen u. Mehlspeisen sowie Kartoffel sind vom Küchenplan abgesetzt. Dickwerden ausgeschlossen, wiege noch 180 Pfd, also 16 Pfd abgenommen.