Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 12. Juli 1942

Feldpost 41.343. – S
den 12. Juli 1942.

Liebes Lieschen!

Habe zwar noch keinen Brief in der letzten Woche von Dir erhalten, aber ich habe diesmal dafür Verständnis, da wahrscheinlich die Abreise von Günter allerhand Arbeit gemacht hat.

Gustav hat mir einen langen Brief geschrieben und geht es ihm noch ganz gut.

Günter hat sich auch dazu aufgeschwungen mir einen zu schreiben und habe ich den Brief, weil er so interessant war an Gustav weitergegeben. Zum Namenstage habe ich ihn auch beglückwünscht aber ihm mitgeteilt, daß Du ihm für mich etwas schicken würdest. Also teile ihm das auch mit.

Seit voriger Woche habe ich hier den Posten als Kassenleiter mit Bankprokura und Kassenvollmacht. Ganz gut habe ich die Sache organisiert, die Arbeit richtig verteilt und nur die Verantwortung für mich behalten. Um Lebensmittel brauche ich nun nicht mehr zu laufen, da ich alles auf Wunsch ins Haus gebracht bekomme. Aber wie gesagt nur gegen bar, da ich mir keine Läuse in den Pelz setzen will.

Die 100,- Rm habe ich bis heute noch nicht und habe so das Vergnügen heute am Sonntag ohne einen Pfennig Geld hier zu Hause zu sitzen. Lieschen entweder du schickst mir Geld damit ich kaufen kann oder Du schickst keins und ich kaufe nichts mehr. – Ich sehe nicht ein, daß ich bei meiner Bemühung mich auch noch krumm legen soll.

Pape kommt am Donnerstag erneut nach hier und schrieb mir von Bordeaux, daß er eine große Sache für mich hätte und zwar soll ich Betriebs u. Verwaltungsführer eines Gästehauses für die ganz Prominenten erhalten. Will aber erst mal sehen was u. wo das ist. Ist es in Paris habe ich nichts dagegen aber nach Bordeaux gehe ich nicht, da ist es mir zu warm. Schreibe Dir sofort was los ist.

Günther schrieb mir, daß der heilige Sobrich vom Leben zum Tode befördert worden ist, für die übrigen 4 sehe ich aber auch sehr schwarz. Der Broicher der dabei ist, ist das unser frommer Milchmann?

Schreibe mir doch mal ausführlich über die Sache.

Gesundheitlich geht es mir so recht gut, nur, daß ich bei dem verdammten Klima trotz aller Fresserei knochig werde wie ein Hund.

18 Pfund habe ich bis heute hier in St. Malo abgenommen aber es geht allen hier so.

Vorgestern kam ein O.T. Kamerad von der Kanalküste hier an und fragte mich, ob ich ein Bruder von dem Verwaltungsführer aus Audinghem wäre. Als ich ihm sagte das sei ich selbst, wollte der daß nicht glauben und sagte mir ich sei genau so ein witziger Vogel wie der in Audinghem gewesen. Was sagst Du dazu. Also ich will mal schließen.

Alles Gute Gruß u. Kuß
Tony

Gruß an die Oma, hoffentlich habt ihr gut Geburtstag gefeiert.

 

[quer:] 2 Päckchen Käse u. ein Päckchen Butter wirst Du nun schon haben.

Schokolade habe ich noch nicht abgeschickt, da ich noch etwas erhalte.

Wenn der Käse zu alt ist, so schmelze ihn mit Butter ein. haben wir hier auch gemacht und schmeckt prima.