Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 29. Oktober 1942
Feldpost 41343. – S
den 29.10.42.
Liebes Lieschen
Entlich nach fast 3 Wochen das erste Schreiben. Aber ich muß Dir auch mitteilen, daß mit der Wochenendheimfahrt gemäß einem neuen Erlass alles Scheiße ist.
Seit 1.10. d. J. sind wir nämlich nicht mehr als O.T. Wehrmachtsgefolge sondern Wehrmacht und die Wochenendheimfahrten sind in Wegfall gekommen. Urlaub erhalten wir noch einmal im Jahre 21. Tage und zu Ostern u. Weihnacht 3 Tage plus 4 Tage Fahrt.
Da ich nun mit dem Urlaub von Gustav u. Günter rechnen muß, bleibt anders nichts übrig als abwarten.
Von Gustav habe ich noch keine Post, aber von Günter diverse „herzliche Briefe“. Auch deutlich geschrieben. Habe ihm daraufhin zur Belohnung 6 Zigaretten und 1 Pfd Bonbon geschickt.
Für Günter habe ich keine Angst, daß er nach Russland kommt, da er bei der schweren Küstenartellerie ist zudem geht die Sache mit Russland sehr schnell zu Ende und zwar schneller als man denkt. Also mal abwarten. Günter schrieb mir auch, daß er aktiv werden will, das Faulenzen beim Militär scheint ihm zu gefallen.
Butter fängt hier auch an sehr rar zu werden, aber ich will mal sehen, was sich machen lässt. Den grauen Filz verkaufe nicht, denn die ersten 5 Jahre gibt es nichts mehr davon, also halten. Habe mich von der Pariser Tour gut erholt und werde, wenn der Baurat kommt wahrscheinlich versetzt wohin weiß ich noch nicht. Muss warten, bis der Baurat zurückkommt, der auf eine Insel festsitzt und infolge Sturm nicht loskommt.
Sonst alles hier beim Alten. Essen ausgezeichnet Leben teuer, Körper gesund.
Solltest Du in den nächsten Tagen mal längere Zeit keine Post von mir erhalten, so liegt dies evtl. an meiner Versetzung.
Also Gruß u. Kuss u. alles Gute auch an die Oma
Tony