Toni Roos an Sohn Günther, 5. Februar 1943
Magdeburg d. 5.2.43
Mein lieber Günter!
Anbei ein Brief, der von Munsterlager zurückkam, sowie ein Schreiben von Onkel Jupp. Es hat den Anschein, als ob das große Sterben in unserer Familie losgehe.
Ich muß Dir nun noch sagen, daß der Brief den ich Mutter geschrieben hatte um alles Unnötige hierbei noch zu vermeiden von Jupp an mich zurückdirigiert worden ist, Mutter also von der Verwundung Gustavs und der Überführung in ein russisches Lazarett nichts weiß. Zudem habe ich einen sonderbaren Traum gehabt. Ich gebe ja nicht viel um Träume und Kartenlegerweisheiten aber es war zu sonderbar, da es sich um Gustav handelte.
Ich träumte ich sei in Trier. Als ich durch die Straßen gehe kommt Gustav in ziemlich schlechter Uniform mir entgegen. Als ich ihn sehe fasse ich mich an den Kopf und sage mir träumst du und versuche indem ich die Augen weit aufreiße zu erwachen. Freudige Begrüßung und ich sage wo kommst denn Du her. Ich habe von Ltn. V. ein Schreiben bekommen daß du vermisst bist etc. und erzähle ihm den Inhalt. Gustav sagte mir darauf alles Quatsch Alter komm laß wir einen heben alles andere später. Im Restaurant habe ich sofort Tante Käthe in Köln angerufen und ihr gesagt, daß Gustav lebt und kerngesund hier bei mir sei, sie solle Mutter dies schonend beibringen wir kämen in den nächsten Tagen. Dann haben wir etliche gehoben und erzählt und als ich Gustav fragte wo er denn gewesen sei sagte er mir bei Preußens aber das erzähle ich ein andermal. Darüber wurde ich wach.
Mein lieber Günter, das war einer meiner
schönsten Träume seit Jahren. Nun weiter heute bekomme ich von einem Bekannten Bescheid, daß ich am 29/10. in Tourger geschlafen habe. Ich wußte den Tag nicht mehr und habe deshalb angefragt.
An diesem Tage hatte ich von Gustav geträumt, daß er mir im Osten begegnet sei und auf meine Frage ob er Urlaub habe sagte er mir indem er den Zeigefinger an die Schläfe legte: Das nicht, aber Köppchen Köppchen.
Frage: ist dies nicht sonderbar?
Sollten dies alleine die Nerven sein? Ich weiß nicht. Was denkst Du davon?
Deine Bücher sind noch nicht angekommen. Habe nochmal reklamiert. Sonst alles beim Alten.
Mit Gruss alles Gute und
Heil Hitler!
Vater