Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 18. April 1939
Brühl, den 18. April 39.
Mein lieber Gustav!
Bin Sonntag aben 12 ½ Uhr glücklich in Brühl gelandet. Der Zug von Overath nach Köln hatte Verspätung und dadurch habe ich in Köln keinen Anschluß an den 10 Uhr Zug bekommen, mußte in Köln 2 St. auf den nächsten Zug warten, aber daß ist alles nicht schlimm. Was hast du Sonntag gemacht nachdem ich weg war? Ich habe mit den beiden Frl. noch 1 Glas Bier getrunken, da der Wagen erst um 20 vor 8 Uhr von Much abfuhr. Schade, daß Sonntag so schlechtes Wetter war, so hat man von der schönen Gegend nichts gesehen. Hoffentlich ist das Wetter daß nächste Mal besser wenn ich komme, dann darfst du auch ausgehen und wir können uns die Gegend mal ansehen, auch die Baustelle wo ihr arbeitet. Übermorgen werdet ihr doch sicher vereidigt, und dann schreibst du wie es mit Sonntag in acht Tagen ist, ob du schon Heimaturlaub bekommst, oder nur Ausgang. Ich werde Vater nachher auch noch schreiben, und ihn wegen Sonntag in acht Tagen fragen, er wird ja schon Samstag kommen. Schreibe du ihm auch diesbezüglich, ob er dich auch einmal besuchen will. Ich glaube ja. Wenn wir uns dann noch mal gesehen haben so ist die Zeit bis Pfingsten ja auch schnell um, und dann gibts Heimaturlaub, darauf freuen wir uns dann. War heute morgen bei Frau Schwerfel und habe ihr von Sonntag erzählt. Von Theo kam gerade ein Brief an, und habe ich ihn auch gelesen. Er schreibt wie du auch, daß er sich langsam an das Leben im Lager gewöhnt, von seinen Klassenkameraden hat er auch noch niemand getroffen, er ist auch allein, von Kahl schreibt er nichts. Er liegt mit 17 Mann zusammen auf einer Bude. Vorige Woche haben sie schon zum ersten Mal ein Gewehr in die Hand bekommen, und geübt. Theo schreibt daß die Arbeit sehr schwer ist.
Sie sind vorige Woche zum ersten Mal auf die Baustelle gekommen, ich glaube auch 3 x, sie haben in einem Betonbunker gearbeitet, abends wären sie auch totmüde gewesen. Samstag hat er auch wie du, einen Drillichanzug waschen müßen. Ich glaube in den Lagern geht es wohl ziemlich gleich zu. Er freut sich auch wie du auf den ersten Heimaturlaub. Wir waren gestern bei Klugs, Frau Strüder und wir waren der einzige Besuch. Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht, daß du bei dem naßen Wetter den ganzen Tag draußen arbeiten mußtest, wirst dich wohl nicht noch mehr erkältet haben. Jetzt wirst du wohl beim Zahnarzt sein und anschließend eine herrliche Tasse Kaffe trinken. Es ist ungefähr 5 Uhr. Morgen muß du nun wieder arbeiten auf der Baustelle, ich werde in Gedanken bei dir sein, und übermorgen habt ihr wohl auch Feiertag, dann wird die Arbeit ruhn. Am Führer sein Geburtstag werdet ihr wohl auch einen extra guten Tag haben. Deine Wäsche habe ich heute eingesetzt und werde sie morgen waschen, bis Samstag kannst du denn das Paket erwarten, einen Kuchen werde ich diesmal nicht backen bis Samstag in acht Tagen. Hoffentlich habe ich bis dahin neues Geld, und kann ich dir wieder etwas mehr schicken. Hoffentlich schreibst du mir auch bald wieder einen Brief, vielleicht hast du Donnerstag Zeit dazu. Vater hat diese Woche auch noch nicht geschrieben, vielleicht bekomme ich morgen Post. Günter wird dir jetzt auch einen Brief schreiben, er war heute das erste Mal wieder in der Schule. Die Gemeinschaftsschule ist ja jetzt auch eingeführt worden, Herr Schwerfel sagte es mir heute morgen, er ist an der Dietrich Ekardt Schule beblieben. Sonst ist noch alles beim alten, eine neue Wohnung haben wir auch noch nicht. Also Ender der Woche kannst du das Paket erwarten, werde dir auch wieder einen Brief beilegen. Also, lieber Gustav, alles Gute und viele herzliche Grüße u. Küsse von deiner Mutter.