Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 21. April 1939

Brühl, den 21. April 39

Mein lieber Gustav!

Hoffentlich hast du meinen Brief erhalten. Wie war es denn diese Woche mit deiner Arbeit? gestern, an Führers Geburtstag habt ihr doch sicher einen guten Tag gehabt. Günter ist gestern nicht in die Hitlerjugend überführt worden, sondern zum Peter Wieland nach Brühl-Mitte gekommen. Vorgestern kam ein Brief daß du in die S.A. überführt worden bist, darauf hin bin ich zum Stammführer Haas gegangen, der sagte mir, er hätte die ganzen Abiturienten 39 in die S.A. überwiesen, weil ihm die immer schon schwer auf dem Magen gelegen hätten, da kaum einer von euch im letzten Jahr Dienst gemacht hätte. Ich habe gedacht lass ihn, wer weiß was in 2 ½ Jahr ist. Gestern hat Oma wieder mit Dr. Westerhoff gesprochen, er hat gesagt, daß die Jungen an der Westfront so schwere Arbeit hätten, sein Sohn hätte vorige Woche zwei mal schlapp gemacht, sie müßten die Kippwägelchen den Berg herauf und herunter fahren, und auch das Wasser müßte alles in großen Tonnen den Berg heraufgebracht werden, weil oben die Wasserverhältnisse so schlecht wären. Vielleicht ist doch die Arbeit viel schwerer wie bei euch. Vater schrieb mir Dienstag eine Karte, er würde mir in den nächsten Tagen seine neue Adresse angeben, am 20. bekäme er in Trier ein Zimmer, ich habe bis heute noch nichts bekommen. Hast du ihm geschrieben? und hat er dir geschrieben? Schreibe ihm mal wegen 1. Mai, ich werde es auch tun.

Ich will nun schließen, da das Paket jetzt noch fort soll, damit du es morgen bekommst. Sonst noch alles beim alten. Auf baldiges Wiedersehn hoffend grüßt u. küsst dich herzl.
Mutter.

Lege dir noch 1 M bei, es geht auf den letzten an.