Elisabeth Roos an Sohn Gustav, 8. Dezember 1940

Brühl, den 8.12.40.

Lieber Gustav!

Habe gestern deinen S.O.S. Brief dankend erhalten. Ist es wirklich so schlimm? Da nun heute Sonntag ist, so schicke ich dir morgen früh sofort Rm 50, gleichzeitig mit diesem Brief. Du schreibst nie was du ungefähr brauchst nur was du gebraucht hast, das muß ich immer raten was du ungefähr nötig hast, hoffentlich kommst du damit aus. Das du jetzt noch kein Examen machen kannst kann ich mir denken, wäre ja auch zu früh mit den 2-3 Triemester die du bis jetzt hast. Wie ist es nun mit deiner Einberufung? Dieser Tage traf ich Frau Schommers, die sagte mir daß Willi am Sonntag weg müßte zum Militär nach Osnabrück. Gestern ist Günther, Willi Schlommers begegnet und hat er Grüße von dir bestellt. Also daß ist nun der erste von euch vier Hannoveraner. Wie ist es es nun mit euch drei? Hoffentlich holen sie dich nicht auch noch vor Weihnachten, denn ich möchte doch daß wir Weihnachten noch mal zusammen sein können. Wie man hier hört soll der Jahrgang 21 jetzt aus dem Arbeitsdienst entlassen werden und im Januar zum Militär kommen. Erkundige dich nur, ehe du jetzt nach Hause kommst wie du es mit dem Wehrkreiskommando hast, ob du deine Adresse nur umzumelden brauchst oder ob du dich für die Zeit der Ferien hier anmelden mußt, damit du nur ja keinen Fehler machst, denn davon habe ich noch genug vom erstenmal.

Hoffentlich ziehen sie dich erst zu Ostern ein, dann kannst

du noch ein Semester machen. Vater schreibt mir daß er am 21. nach Hause kommt, um diese Zeit wirst du ja auch kommen. Schicke mir bitte alles was du schmutzig hast damit ich das noch waschen kann eher ihr hier seid, denn sonst komme ich nicht mehr dazu. Diese Woche backe ich Plätzen für Weihnachten, denn was man kauft ist nichts gescheites, und es gibt auch mehr, du freust dich doch auch auf etwas selbstgebackenes wenn du kommst.

Du scheinst ja nicht nur viel zu arbeiten, sondern auch viel zu feiern, du Lustmolch. Wenn du nach Hause kommst kannst du dich zuerst mal von den Strapazen erholen. Heute war in der Oberschule Elternnachmittag mit Sprechstunde, ich habe die Gelegenheit benutzt und mich bei Judokus nach Günther erkundigt. Er hat nun ein Loblied auf Günther angestimmt, und hatte keine Klage über ihn, er sagte mir, wenn er so weitermachte könnte er sein Abitur mit Gut machen. Was sagst du nun? Günther hatte aber auch ein schönes Zeugniss, du wirst es ja sehen wenn du nach Hause kommst. Er scheint dich in den Schatten stellen zu wollen, hoffentlich macht er nur weiter so. Sonst ist hier noch alles beim alten. Heute in 14 Tagen bist du sicher schon zu Hause und Vater auch, dann wollen wir es uns noch mal gemütlich machen, hoffentlich kommen dann die Flieger nicht so oft, denn augenblicklich kommen sie wieder jeden Abend zwischen 7-8 Uhr. Im Augenblick schiest es auch wieder, denn wir haben Fliegeralarm und waren schon 2 x unten, hoffentlich ist bald Entwarnung. Hast du auch mal an deine Kleiderkarte gedacht? Für heute will ich schließen, und grüßt und küsst dich herzlich deine
Mutter

Anbei einige Fleischmarken, hast doch sicher Verwendung dafür.